Schlagwort: bewusstsein

  • Veröffentlicht am

    Sterbendes Geld


    Über das Sterben lassen bin ich wieder bei Silvio Gesell und seinem Freigeld gelandet. Denn sein Ausgangspunkt ist ja, dass das Geld in unserem Geldsystem quasi unsterblich ist. Nun könnte man zwar einwenden, dass es das durch die Geldschöpfung als Schuldverhältnis gerade nicht ist, weil es im Augenblick der Tilgung wieder verschwindet, also “stirbt”. Das ist aber bei einem Giro- oder Sparkonto nicht der Fall. Die dort gehorteten Guthaben haben kein Verfallsdatum, sondern sind auf die Ewigkeit angelegt. Gleiches gilt für Fonds aller Art, deren zugrundeliegende Investments zwar oft befristet sind, der Fonds selbst aber wieder kein Verfallsdatum hat. Ebenso sind Aktien prinzipiell unsterblich, es sei denn, das Unternehmen geht pleite. Und das Bargeld ist dadurch unsterblich, dass man physisch beschädigte Scheine bei der Zentralbank jederzeit und unbegrenzt umtauschen kann.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Sterben lassen


    Der notwendige Gegenpol zum Wachsen lassen ist das Sterben lassen. Denn, wie ich bereits im Beitrag jedes Wachstum endet spätestens mit dem Tod schrieb, ist jedes Leben ein endliches Gesamtwerk. Und dieser Pol ist in unserer Kultur massiv unterbelichtet, wenn nicht sogar ausgeblendet. Für den Bereich der Wirtschaft habe ich das schon in Das Hamsterrad als mentale Infrastruktur beschrieben: Tatsächlicher Konsum erinnert uns immer wieder daran, dass das Konsumierte danach nicht mehr vorhanden ist. Man könnte sagen, das Konsumgut stirbt durch unseren Konsum & erinnert uns damit an die eigene Sterblichkeit. Peter Carroll verdeutlicht in Psychonautik (Liber Null Teil II), dass Leben und Tod, Wachsen und Sterben zwei Pole eines Prozesses sind: Leben und Tod sind ein einziges Phänomen, durch das sich die Lebenskraft ständig reinkarniert.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Wirtschaftswissenschaft als magische Herausforderung


    Im Grunde schon von Beginn meines Wirtschaftswissenschafts-Studiums an, ganz besonders jetzt im dritten Semester, hadere ich mit diesem Studium und seinen Inhalten. Vor ein paar Tagen schrieb ich nun in mein rotes Buch: Don Juan rettet mein WiWi-Studium mit dem Satz “Ein Nagual ist jemand, der so flexibel ist, dass er alles mögliche sein könnte. Ein Nagual zu sein, bedeutet unter anderem, dass man sich nicht auf einen Standpunkt festlegt.” Das WiWi-Studium ist meine selbst gewählte magische Herausforderung, ein Glaubenssystem als Werkzeug zu benutzen, das ich von einem anderen Standpunkt aus als Bullshit bezeichne, und mir einen Schein zu erarbeiten, den ich von einem anderen Standpunkt aus als ein sinnloses Stück Papier betrachte. Die Sätze von Don Juan stammen aus Das Feuer von innen, das ich etliche Jahre nach den ersten paar Castaneda-Büchern erst entdeckt und gelesen hatte, passend zu dem Abstand, in dem er selbst es geschrieben hat.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Wachsen lassen


    Ja, ihr lest richtig, dieser Beitrag ist heute mal keine Wachstumskritik. Genauer: Er ist keine pauschale Wachstumskritik. Denn was ich z.B. über das er-wachsen werden geschrieben hatte, bezieht sich auf das natürliche Wachstum eines Lebewesens. Das ist zwar einerseits irgendwann zu Ende, bis dahin wächst das Lebewesen sehr wohl, und zwar aus seinem eigenen Impuls heraus. Wir haben uns mit unseren Wachstums_zwängen_ eine Welt geschaffen, die mit allen Mitteln diese simple Tatsache zu vertuschen sucht: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Menschen tun das auch nicht, wenn man versucht, sie zu er-ziehen. Wobei “Erziehung” nicht in erster Linie dazu dient, dass sie schneller wachsen, sondern dass sie in eine bestimmte Richtung wachsen. Ich habe gerade The Murder of Christ von Wilhelm Reich gelesen.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Das Hamsterrad als mentale Infrastruktur


    Beim Mittagessen im Konzeptwerk Neue Ökonomie bekam ich den Hinweis auf Harald Welzer und dessen Konzept von Mentalen Infrastrukturen. Der Untertitel “Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam” sagt, wohin die Reise geht. Sein Aufsatz ist eine so hervorragende Ergänzung zu meinen Hamsterrad-Überlegungen, dass ich hier ein paar Auszüge daraus wiedergebe, zunächst aus dem Vorwort: Das ‪Wachstum‬ als Wille und Vorstellung herrsche nicht nur in Konzernzen­tralen, an Börsen oder in Ministerien, argumentiert der Autor, sondern auch in unseren Köpfen. Die materiellen Güter dienten längst nicht mehr alleine den elementaren Bedürfnissen wie Nahrung, Wohnen, Gesundheit, Bildung und Vitalität. Materielle Güter sagten auch etwas aus über den sozialen Status und über Beziehungen, über kulturelle Vorlieben. Tatsächlich prägen sie Zugehörigkeit und Identität.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Mich verneigen


    Beim vorletzten Seminar meiner Ausbildung bin ich über die Arbeit mit den chronischen Körpersymptomen auf die Geste gekommen, mich zu verneigen. Das gewöhne ich mir gerade an, jeweils nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen zu tun. Ich verneige mich nicht vor jemand oder etwas bestimmtem. Es geht um die Geste selbst. Sie zeigt, dass ich nicht alles allein machen muss, und dass ich nicht allein bin. In gewissem Sinne bin ich das natürlich schon. Man könnte sagen, das Kleine Ich verneigt sich vor dem Großen Ich. Mich beschäftigt gerade sehr das Thema Erbe. Wir alle sind Erben, wir alle haben ein ganz spezifisches Erbe für unser Leben in der Welt der Erscheinungen mitbekommen. Das geht weit über die Eltern und über das Materielle hinaus.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Nach innen lauschen


    Diese oya lässt mich zur Zeit nicht mehr los. Jetzt hat die Ausgabe Entscheidungskunst. Wege aus der Demokratur zu mir gefunden. Die Geschichte, die Claus Biegert erzählt, von Dieter Halbach im Editorial wiedergegeben, hallt in mir nach: Er war zu Besuch bei der Irokesen-Föderation und durfte an einer ihrer Versammlungen teilnehmen. Nachdem er mit seinem Freund das traditionelle Langhaus betreten hatte, setzten sich alle schweigend. Nach geraumer Zeit standen sie wieder auf und gingen. Als Claus und sein Begleiter nach Hause kamen, fragte dessen Frau: “Und? Wie war eure Versammlung?” Der Freund antwortete: “Sehr gut!” Claus etwas erstaunt: “Wie meinst du das? Niemand hat etwas gesagt!” Der Freund erklärte: “Jeder von uns horchte in sich hinein und prüfte, ob seine Sache so wichtig sei, dass er damit den Abend eröffnen könne, oder ob er unter Umständen damit die Zeit von Wichtigerem wegnehmen würde.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Jedes Wachstum endet spätestens mit dem Tod


    Die Degrowth-Konferenz mit ihren Tausenden Teilnehmern und Hunderten von Veranstaltungen hatte einen blinden Fleck: Die Tatsache, die sich in der Überschrift findet. Dabei ist der Zusammenhang doch so nahe liegend. Jedes Lebewesen wächst über einen gewissen Zeitraum und stirbt irgendwann. Dann, spätestens, ist es vorbei mit dem Wachsen, dann kommt der Zerfall. Solange selbst wir Degrowth-Aktivisten diese unerbittliche Tatsache ausblenden, werden wir keine umfassenden Lösungen finden, wie wir ohne Wachstum wirtschaften können. Auf diesen Zusammenhang bin ich erst beim Lesen der oya-Ausgabe endlich leben gekommen. Im Rahmen des Heftes wurde dieses Gespräch aufgenommen: Damit schließen sich diese Überlegungen direkt an den Beitrag über Makellosigkeit an. Die Grundvoraussetzung für makelloses Handeln ist, den Tod als unabänderliche Tatsache anzuerkennen und sogar als Ratgeber für sich anzunehmen.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Trauma: Der Motor des Kapitalismus?


    Samstag vor einer Woche war ich mal wieder als Stellvertreter beim Aufstellungstag bei Katharina Burmeister. Dabei ergab es sich, dass ich in einer Traumaaufstellung der Überlebens-Anteil war und spürte, wie anstrengend diese Rolle ist. Man muss ständig wachsam sein und steht eigentlich dauernd unter Strom. Bei einer zweiten Trauma-Aufstellung berichtete die Stellvertreterin des Überlebensanteils auch, dass sie es sehr genoss, sich endlich mal ausruhen zu können. Da machte es in der Pause Klick bei mir. Der Überlebens-Anteil tut, wie sein Name schon sagt, alles für das Überleben des Menschen, dessen Teil er ist. Zu der Zeit, als die Person ihr Trauma erlebt hat, war das auch sehr sinnvoll. Nur richtet sich der Überlebensanteil eben dauerhaft als der Herr im Hause ein und tut weiter alles fürs Überleben, selbst wenn das längst wieder gesichert ist.
    Weiterlesen…
  • Veröffentlicht am

    Makellosigkeit: Es geht jetzt um Kontrolle


    Bereits am 6. August schrieb ich auf Facebook diesen Eintrag, den ich hiermit aus den Klauen des sozialen Netzwerks befreie, das sich ja im Wesentlichen als Datensenke (d.h. als informationstechnisches Schwarzes Loch) herausgestellt hat (oder habt ihr schon mal einen Facebook-Post, einen Tweet oder einen Google+-Post als Suchergebnis geliefert bekommen?): Grundsatzentscheidung nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Kommilitonen zuerst im Kickers in & anschließend im StuK (Leipziger Studentenkeller e.V.): Ab sofort werde ich in jeder Lebenslage in der Lage sein, eine F-16 oder MiG-29 sicher zu landen. Dazu kommt es vor allem & allein darauf an, jederzeit einen klaren Geist zu haben. Nachdem ich 36 Jahre lang Loslassen gelernt & geübt habe, geht es für den Rest dieser Inkarnation - man höre & staune!
    Weiterlesen…