Aus den USA kommt eine echt bedenkenswerte Idee: eine Aufmerksamkeitssteuer. Das ist vor allem deshalb eine radikale Forderung, weil wir uns in einer voll entwickelten Aufmerksamkeitsökonomie befinden. Sowohl die materiellen Dinge als auch die immateriellen, heutzutage fast ausschliesslich digitalen Inhalte türmen sich im Überfluss vor uns auf. Das einzige, was sich nicht vermehren lässt, ist unsere Lebenszeit und was wir in dieser Zeit unsere Aufmerksamkeit widmen. Und angesichts des ständig wachsenden Angebots fühlt sich unsere Aufmerksamkeit immer knapper und wertvoller an.
Genau deshalb setzen die asozialen Netzwerke alles daran, unsere Aufmerksamkeit so umfassend wie möglich zu binden.
Betrachtet man allerdings unsere Aufmerksamkeit als öffentliches Gut, dann ist einer solchen Privatisierung natürlich energisch entgegenzu_steuern._ Deshalb: Aufmerksamkeitssteuer für Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagram, YouTube usw.
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Der sehr tiefsinnige Dialog von François Michael Wiesmann und Dieter Halbach in der Oya zum Thema Gemeinschaft und Hierarchie inspiriert mich dazu, ein paar Stellen aus Arnold Mindells Büchern über tiefe Demokratie zusammenzustellen. Diese hatte ich hier im Blog schon einige Male erwähnt, so z.B. bei Alles gehört dazu und natürlich beim Worldwork in Warschau-Beitrag.
Tiefe Demokratie ist eine Haltung, die wahrhaftig endlich einen eigenen Beitrag verdient. Einige Ausschnitte aus Arnies Buch Der Weg durch den Sturm, das es beim Verlag für ganze 4,- € zu kaufen gibt:
Ebenso können die Werkzeuge der Weltarbeit nur erfolgreich eingesetzt werden, wenn gewisse persönliche Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehört nach meiner Erfahrung vor allem eine bestimmte Einstellung, die Haltung der tiefen Demokratie, welche unerschütterlich an die Wichtigkeit aller Teile eines Ganzen glaubt, an die Bedeutung aller unserer Persönlichkeitsteile und aller verschiedenen Sichtweisen in der Welt um uns herum.
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Dieser Andreas Weber schreibt echt immer genialere Sachen. In der aktuellen Oya führt er unter der Überschrift Essbar sein aus, warum der Glaube an ein “Paradies”, an einen “unberührten Naturzustand” der frühen Menschheit, eine Illusion ist. Damit nähert er sich sehr Ken Wilber in dessen Buch Halbzeit der Evolution an, das hier ja schon mehrfach Thema war.
Ein paar Ausschnitte:
Wo der Mensch auftauchte, veränderte er die Natur radikal. Vieles spricht dafür, dass die ersten Bewohnerinnen und Bewohner Nordamerikas die ursprüngliche Megafauna, elefantenähnliche Mastodonten und gewaltige Faultiere, haben verschwinden lassen. Damit wären auch sie, die oft als Beispiele für die Möglichkeit perfekter Harmonie mit der Natur herhalten müssen, Nachfahren eines ersten Akts ökologischer Dominanz. Die ökologisch folgenreichste Technik, die oft nicht in Betracht gezogen wird, war das Feuer.
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Das Beispiel Selbsteigentum verdeutlicht wohl noch besser als das Patriarchat, wie Ken Wilbers Buch Halbzeit der Evolution meine Sichtweise auf verschiedene Themen verändert hat. In meiner Auseinandersetzung mit den Voluntaristen hatte ich im Beitrag Eigentum als Instrument von “Teile und herrsche” noch von
einer esoterischen Angelegenheit namens “Selbsteigentum”
geschrieben, mit Verweis auf Hans-Herrmann Hoppes Buch Eigentum, Anarchie und Staat. Vielleicht lese ich das im Anschluss an Wilber doch mal.
Was hat nun meinen Sinneswandel ausgelöst? Nun, ich staunte nicht schlecht, als ich bei Wilber im 15. Kapitel las:
So wie gewaltfreie Anerkennung und Schutz von Eigentum nur vom Gesetz garantiert wurde, so wurden schwerwiegende Verletzungen der Personalität durch gesellschaftliche Konvention verboten. Eigentum an Gütern war nicht mehr nur den stärksten oder aggressivsten Menschen vorbehalten, sondern jede Rechtsperson hatte legales Recht auf Besitz, den sie durch eigenen physischen Austausch (oder sekundär durch Handel) erworben hatte.
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Der heutige integrale Salon zum Thema Integrales Christentum mit Christian Schmill bringt mich nun nach Mitternacht noch zum Bloggen. Dabei ist das Christentum nur der Aufhänger, der mich in einen integralen Flow gebracht hat; ich löse einen Teil meines Versprechens von Das Atman-Projekt und Halbzeit der Evolution ein, nämlich ausführlicher über selbiges zu schreiben.
Das ist einer der Hauptgründe, warum ich die integrale Theorie mag: sie weist mich immer wieder darauf hin, wo ich das Kind mit dem Bade ausgekippt habe und lädt mich ein, genauer hinzuschauen, was davon vielleicht doch bewahrenswert ist. Offensichtlich hatte ich es hier im Blog noch gar nicht erwähnt, im Herbst 2017 habe ich einen Satz gesagt, der mich damals selbst erstaunte: “Ich werde konservativ.” Das meinte und meine ich ganz im Sinne des Wortes konservativ, nämlich wie Wikipedia schreibt von lateinisch conservare „erhalten“, „bewahren“ oder auch „etwas in seinem Zusammenhang erhalten“.
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Bei der letzten Schwitzhütte habe ich in der Weggebe-Runde meine hohen Ansprüche weggegeben. Als ich mich gestern mal wieder den Tag über mit Kopfschmerzen rumschlug, wurde mir klar, dass das auch für meinen Anspruch gilt, Spannungen auszuhalten. Wenn mir die Spannung zu viel wird, darf ich auch mal zusammenbrechen. Das heisst ja nicht, dass ich das bei der kleinsten Kleinigkeit schon tue. Ich muss mich aber auch nicht unnötig quälen. Und ich glaube auch nicht, dass das meine Makellosigkeit schmälert. Eher würde ich das tun, wenn ich übermäßig hart zu mir selbst wäre. Und als Regenbogenkrieger hole ich mir ohnehin Unterstützung, sobald mir etwas zu viel wird.
In diesem Sinne: Giving Up Everything.
Siehe auch Pleite als Metamorphose?, Aufgeben ist eine wichtige Konfliktlösungsstrategie und Sterben lassen.
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Mit meiner Oya-Lektüre hinke ich inzwischen eine Ausgabe hinterher, ich bin bei Nr. 50 “Landfürsorge”. Dazu passend habe ich mir gestern die Dezember-Anstalt mit dem Thema Fleisch-Industrie angesehen. Darin wird die Misere überdeutlich, wenn auch, wie meist in der Anstalt, kein Ausweg daraus gezeigt wurde. Den liefert dafür die Oya, z.B. mit dem Artikel Die Grasfresser wieder zu Landschafts-Gärtnern machen. Im Artikel Handle with (Agri-)Care! fasst Ute Scheub knapp zusammen, was auch in der Anstalt gezeigt wurde:
Hauptverantwortlich für die Erdüberhitzung ist die Agroindustrie: die Pestizid- und Chemiedünger-Hersteller, Massentierhalter, Lebensmittelkonzerne, Landmaschinenbauer, Plantagenbesitzer und Herrscher der Mono- und Reinkulturen. Zusammengerechnet ergibt ihr Ausstoß an Treibhausgasen ungefähr die Hälfte aller klimarelevanten Emissionen. Um nur einen Teil der von ihnen verursachten Schäden aufzuzählen: Pestizide, Kunstdünger und tiefes Pflügen töten Bodenleben und Artenvielfalt; der aus dem Humus freigesetzte Kohlenstoff oxidiert in der Luft zu CO2.
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Im Zuge meiner Beschäftigung mit der Integralen Theorie habe ich inzwischen schon einige Bücher von Ken Wilber gelesen, aber noch keins davon hat mich nur annähernd so gefesselt wie Halbzeit der Evolution. Das hatte ich mir bestellt, weil ich gerade mit diesem Aspekt der wilberschen integralen Theorie noch etwas gehadert habe – der Idee, dass sich die kulturelle Evolution der Menschheit, wenn auch mit Schlenkern & Rückschlägen, doch im Wesentlichen aufwärts bewegt. Insofern knüpft dieser Beitrag auch an Wilber, Evolution und Eigentum an, wo ich schon schrieb, dass Wilber auch um die Schattenseiten der Evolution weiss.
In “Halbzeit der Evolution” stellt Wilber diese Entwicklung der Menschheit so schlüssig dar, wie ich das noch nirgendwo anders gelesen oder gehört habe. Hier kommt nun der erste Teil der Überschrift ins Spiel: Das Atman-Projekt.
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Die Durchsage der S-Bahn Berlin zu “unregelmäßigem S-Bahn-Verkehr” mit der Ausrede eines Softwarefehlers nehme ich zum Anlass, um mal klarzustellen:
Jeder Softwarefehler ist prinzipiell menschliches Versagen.
“Es gab einen Softwarefehler” heisst nichts anderes als, da hat jemand was verkackt. Und zwar wahlweise derjenige, der die Software geschrieben hat oder die Person, die diese spezifische Software mit irgendwelchen anderen Softwares (oder einer unpassenden Hardware) falsch verkuppelt hat.
Im Gegensatz zu Hardware (wie Maschinen) unterliegt Software nämlich keinen physikalischen Prozessen und somit auch keinem Verschleiss irgendwelcher Art. Wenn also in einer Software “plötzlich” ein Fehler auftritt, dann war dieser Fehler da (in dieser aktuellen Version) von vornherein schon drin.
Fefe schreibt dazu:
Der Kern des Problems ist aus meiner Sicht, dass wir als Gesellschaft uns darauf geeinigt haben, dass Software halt ein schwieriges Problem ist, und daher Fehler halt passieren und niemand für seine Fehler geradestehen muss.
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Diesen Beitrag wollte ich eigentlich längst veröffentlicht haben, durch die Wartezeit kommt nun allerdings noch Wesentliches dazu.
Es fing damit an, dass ich die Sendung Vorsicht Zucker: Die verborgene Gefahr von Harald Lesch gesehen habe. Das erinnerte mich schmerzlich daran, dass ich bereits 2006 der Zuckerindustrie den Krieg erklärt hatte, damit allerdings zunächst kläglich gescheitert war und meine ganze Initiative (persönlich auf Zucker zu verzichten) damals schnell wieder im Sande verlaufen war. Mir fiel dann neben meinem persönlichen Versagen auch wieder ein, dass ich in Das Ende der Megamaschine vom Zucker als Motor der Industrialisierung gelesen hatte.
Dann fing ich wild an weiter zu recherchieren und fand auch beim Deutschlandfunk einen Beitrag über die Droge Zucker.
Martin Dehnke, unser Soziokratie-Berater, hatte schon im Jahr 2002 beim Dresdner coloRadio ein Feature über die Droge Zucker gemacht, das damals den Alternativen Medienpreis gewann.
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