Heute beginnt die vierteilige Reihe über die theoretischen Aspekte von Vipassana. Natürlich werden auch meine direkten Erfahrungen darin einfließen, in Reinform habe ich davon schon letzte Woche berichtet.
Die wichtigste Grundregel eines 10-Tage-Kurses ist die edle Stille bzw. das edle Schweigen, worunter möglichst vollständiges Einstellen jeglicher Kommunikation mit anderen Kursteilnehmern zu verstehen ist. Über das reine nicht miteinander sprechen geht es noch hinaus, auch z.B. Augenkontakt soll vermieden werden. Die strikte Trennung in Männer- & Frauenbereiche gehört dazu. Dass letzteres sehr sinnvoll ist, hat ein Freund von mir live erfahren in einem Kurs ohne diese Geschlechtertrennung: er sei einer attraktiven, vollbusigen Frau gegenüber gesessen, was ihn den ganzen Effekt des Kurses gekostet hat…
Wozu das Ganze? Vipassana findet in einer möglichst abgeschiedenen Umgebung statt, um möglichst viele Umweltreize abzuschirmen.
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Gerade bin ich wieder am Lesen im Nebelkinder-Buch, den Beitrag von Anne-Ev Ustorf. Dabei fällt mir besonders auf, dass gerade Bewusstseinserweiterung, und zwar auch mit Hilfe entsprechender Substanzen, diese ganzen Knoten auflösen kann. Bescheuerterweise sind psychedelische Substanzen allerdings pauschal verboten. Dabei könnten sie, verantwortungsvoll eingesetzt, so viel Gutes bewirken. Ustorf schreibt:
Babys lernen von ihren Bezugspersonen, ihren eigenen inneren Zustand zu deuten: So gut oder schlecht wie die Bindungsperson – meist die Mutter – die eigenen Gefühle und die ihres Babys regulieren kann, lernt auch das kleine Kind nach und nach, die eigenen Gefühle zu regulieren oder – anders gesagt – sich zu beruhigen.
Timothy Leary spricht in diesem Zusammenhang von Prägung, englisch imprint. Während Ustorf nun schreibt:
Die rechte Hirnhälfte bleibt jedoch ein Leben lang von den frühen Bindungserfahrungen beeinflusst
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Gestern bin ich von meinem zweiten 10tägigen Vipassana-Kurs zurück gekommen, diesmal im großen Zentrum in Triebel. Den ersten Kurs hatte ich ja bei Panyasara gemacht, den ich schon als Bewusstseinsraketentreibstoff lobend erwähnt hatte. Dort findet ihr auch den Film “Fliessen lernen” über einen Kurs bei ihm.
In den nächsten Tagen werde ich noch einiges über die Theorie von Vipassana schreiben, heute erst mal der Erfahrungsbericht:
Jetzt nach dem zweiten Kurs kann ich sagen, dass das eine völlig neue Dimension ist. Der erste Kurs war hauptsächlich schmerzvoll, mit gelegentlichen Lichtblicken. Es ging in erster Linie einfach darum, durchzuhalten. Das ist schon mal wichtig, denn Entschlossenheit braucht es, um Ergebnisse zu erzielen. Und ich habe dabei meinen Gleichmut trainiert, worauf ich jetzt aufbauen konnte.
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Schon in meinem Beitrag zum Charlie Hebdo-Anschlag hatte ich vor dem Teile & Herrsche-Prinzip gewarnt, das einen Keil zwischen uns Menschen treibt. Deswegen wurde mir allen Ernstes Antisemitismus vorgeworfen. Das ist natürlich allein deshalb schon absurd, weil es da weit und breit gar nicht um Juden geht. Davon abgesehen wollte ich darauf hinaus, dass es Kräfte gibt, die uns Menschen zu Feinden machen wollen. Diese Kräfte wirken in jedem einzelnen von uns und manifestieren sich in unterschiedlichster Weise. Antisemitismus ist eine Form davon und widerspricht damit völlig den Aussagen im Charlie Hebdo-Beitrag.
Eine Vorstufe oder abgeschwächte Form von Feindschaft ist Konkurrenz, wie ich im Beitrag über Lernen im 21. Jahrhundert dargelegt habe.
Darüber hinaus macht Feindschaft tatsächlich dumm. Damit meine ich nicht, dass die einzelnen Feinde als Menschen dümmer werden, nur weil sie sich als Feinde verhalten.
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Beim Mittagessen im Konzeptwerk Neue Ökonomie bekam ich den Hinweis auf Harald Welzer und dessen Konzept von Mentalen Infrastrukturen. Der Untertitel “Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam” sagt, wohin die Reise geht.
Sein Aufsatz ist eine so hervorragende Ergänzung zu meinen Hamsterrad-Überlegungen, dass ich hier ein paar Auszüge daraus wiedergebe, zunächst aus dem Vorwort:
Das Wachstum als Wille und Vorstellung herrsche nicht nur in Konzernzentralen, an Börsen oder in Ministerien, argumentiert der Autor, sondern auch in unseren Köpfen. Die materiellen Güter dienten längst nicht mehr alleine den elementaren Bedürfnissen wie Nahrung, Wohnen, Gesundheit, Bildung und Vitalität. Materielle Güter sagten auch etwas aus über den sozialen Status und über Beziehungen, über kulturelle Vorlieben. Tatsächlich prägen sie Zugehörigkeit und Identität.
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Beim vorletzten Seminar meiner Ausbildung bin ich über die Arbeit mit den chronischen Körpersymptomen auf die Geste gekommen, mich zu verneigen. Das gewöhne ich mir gerade an, jeweils nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen zu tun. Ich verneige mich nicht vor jemand oder etwas bestimmtem. Es geht um die Geste selbst. Sie zeigt, dass ich nicht alles allein machen muss, und dass ich nicht allein bin. In gewissem Sinne bin ich das natürlich schon. Man könnte sagen, das Kleine Ich verneigt sich vor dem Großen Ich.
Mich beschäftigt gerade sehr das Thema Erbe. Wir alle sind Erben, wir alle haben ein ganz spezifisches Erbe für unser Leben in der Welt der Erscheinungen mitbekommen. Das geht weit über die Eltern und über das Materielle hinaus.
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Diese oya lässt mich zur Zeit nicht mehr los. Jetzt hat die Ausgabe Entscheidungskunst. Wege aus der Demokratur zu mir gefunden. Die Geschichte, die Claus Biegert erzählt, von Dieter Halbach im Editorial wiedergegeben, hallt in mir nach:
Er war zu Besuch bei der Irokesen-Föderation und durfte an einer ihrer Versammlungen teilnehmen. Nachdem er mit seinem Freund das traditionelle Langhaus betreten hatte, setzten sich alle schweigend. Nach geraumer Zeit standen sie wieder auf und gingen. Als Claus und sein Begleiter nach Hause kamen, fragte dessen Frau: “Und? Wie war eure Versammlung?” Der Freund antwortete: “Sehr gut!” Claus etwas erstaunt: “Wie meinst du das? Niemand hat etwas gesagt!” Der Freund erklärte: “Jeder von uns horchte in sich hinein und prüfte, ob seine Sache so wichtig sei, dass er damit den Abend eröffnen könne, oder ob er unter Umständen damit die Zeit von Wichtigerem wegnehmen würde.
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In den letzten Wochen erschließt sich mir erst nach & nach die unglaublich grandiose Weisheit dieser kurzen knappen Frage, die Marshall B. Rosenberg formuliert hat:
Will ich Recht haben oder glücklich sein?
Rosenberg wählte ursprünglich die Du-Form, diese Frage wirkt aber am besten, wenn mensch sie sich selbst stellt. Würden alle Menschen sich auch nur dreimal am Tag wirklich ernsthaft diese Frage stellen, dann lebten wir in einer friedlichen Welt.
Will ich Recht haben oder glücklich sein?
Mit dieser Frage zerfallen auch alle Bewertungen, denn die sind letzten Endes nicht wirklich wichtig. Es sei denn natürlich, ich will Recht haben, dann kommt es nur auf die Bewertungen an. Die Frage zielt auf Bewusstsein ab über das, was ist, und über das, was sein will.
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Der heutige Beitrag ist mehr eine ausführliche Fragestellung, weil es um einen scheinbaren Widerspruch geht, den ich bisher noch nicht auflösen konnte. Es geht um Bedürfnisse bzw. Bedürftigkeit auf der einen Seite und auf der anderen Seite darum, wirklich frei zu sein. Irgendwie gelingt es mir praktisch, mir sowohl meiner völligen Abhängigkeit und Bedürftigkeit bewusst zu sein und dabei gleichzeitig (innerlich) frei. Gedanklich sind das jedoch noch immer totale Gegensätze. Daher werde ich nun die ganze Thematik auseinander klamüsern & ausbreiten.
Fangen wir an mit Zitaten aus dem Artikel Geburtlich zusammen leben von Ina Praetorius. Was sie darin schreibt, lässt sich kaum bestreiten:
Nur ein paar Jahrzehnte, höchstens, sind wir, die Geborenen, fähig zu handeln, also ein Stück Welt zu gestalten, immer bezogen auf bedürftige Mithandelnde.
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Nein, das ist kein Johnny Cash-Fanbeitrag, auch wenn ich den tatsächlich klasse finde. Es handelt sich vielmehr um mein neues Sportgerät: die Slackline. Heute bin ich ihr endgültig verfallen. :-D Es knüpft direkt ans Balancieren vom Parkour-Training an, geht aber noch ein gutes Stück darüber hinaus, denn im Gegensatz zu Geländern u.ä. wackelt diese Slackline ganz schön. Und ich hab sie schon kurz und straff gespannt… Was ist eigentlich so geil daran, auf einer Slackline zu balancieren? Für mich sind es die immer wieder neu auftretenden Erfolgserlebnisse, wenn ich noch einen Schritt mehr hintereinander weg geschafft habe, wenn ich mich auf der stark schwingenden Slackline wieder fange und weitergehe, all sowas. Und damit einhergehend erdet das Slacken ungemein. Das erscheint vielleicht unlogisch, aber dadurch, dass die Slackline nun einmal schwingt & wackelt, kann ich Stabilität nur in mir selber herstellen.
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