Schlagwort: Sterben

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    Aufgeben ist eine wichtige Konfliktlösungsstrategie


    Na, die Überschrift reizt zum Widerspruch, oder? Sie ist das Ergebnis eines längeren Prozesses, dessen einer Höhepunkt die Beschäftigung mit Martin Bubers dialogischem Prinzip beim letzten Seminar der Prozessarbeits-Ausbildung war. Der andere Höhepunkt war die gestrige systemische Aufstellung bei Katharina Burmeister. Als ich vorhin mit dem Fahrrad durch den lauen Frühlingsabend fuhr, wurden mir zwei Dinge klar:

    1. Ich will in meinem Leben Meisterschaft im Umgehen mit Konflikten erlangen
    2. Aufgeben ist eine wichtige Konfliktlösungsstrategie

    Was sträubt sich gegen diese zweite Aussage? Es ist das Ego, oder das Kleine Ich. Das Ego ist gar nicht bereit, Aufgeben überhaupt als Strategie zum Lösen eines Konflikts zu betrachten. Denn jedes Aufgeben ist ein verkleinertes Sterben, ein kleiner Ego-Tod.

    Manchmal ist allerdings Aufgeben die einzige Möglichkeit, einen Konflikt ohne Gewalt zu lösen. Wer diese Möglichkeit nicht sehen will, verrennt sich dann in Kämpfen verschiedenster Art.


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    Denkfehler in Sachen Reinkarnation


    Letztens habe ich mich schon mal darüber ausgelassen, dass Reinkarnation eine Nachhaltigkeit fördernde Vorstellung ist. Allerdings schleichen sich dabei in meinen Augen immer wieder gerne Denkfehler ein – dann nämlich, wenn Menschen “sich an frühere Leben erinnern”. Das setzt voraus, es gebe etwas wie eine unsterbliche Seele, die sich sozusagen als roter Faden durch die (Re-) Inkarnationen zieht. Dabei nehmen die meisten Reinkarnationsgläubigen selbstverständlich an, dass diese Seele nach dem Tod eines Körpers nicht mehr an den Raum gebunden ist, sondern sich an einem beliebigen Ort in ein beliebiges Wesen reinkarnieren kann. In einer solchen Vorstellung tritt die Seele zwar aus dem Raum, aber nicht aus der Zeit aus. Es ist vermeintlich nur möglich, in der linearen Zeit nach dem Tod eines Körpers in einen anderen, später gezeugten Körper einzutreten.


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    Sterbendes Geld


    Über das Sterben lassen bin ich wieder bei Silvio Gesell und seinem Freigeld gelandet. Denn sein Ausgangspunkt ist ja, dass das Geld in unserem Geldsystem quasi unsterblich ist. Nun könnte man zwar einwenden, dass es das durch die Geldschöpfung als Schuldverhältnis gerade nicht ist, weil es im Augenblick der Tilgung wieder verschwindet, also “stirbt”. Das ist aber bei einem Giro- oder Sparkonto nicht der Fall. Die dort gehorteten Guthaben haben kein Verfallsdatum, sondern sind auf die Ewigkeit angelegt. Gleiches gilt für Fonds aller Art, deren zugrundeliegende Investments zwar oft befristet sind, der Fonds selbst aber wieder kein Verfallsdatum hat. Ebenso sind Aktien prinzipiell unsterblich, es sei denn, das Unternehmen geht pleite. Und das Bargeld ist dadurch unsterblich, dass man physisch beschädigte Scheine bei der Zentralbank jederzeit und unbegrenzt umtauschen kann.


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    Sterben lassen


    Der notwendige Gegenpol zum Wachsen lassen ist das Sterben lassen. Denn, wie ich bereits im Beitrag jedes Wachstum endet spätestens mit dem Tod schrieb, ist jedes Leben ein endliches Gesamtwerk. Und dieser Pol ist in unserer Kultur massiv unterbelichtet, wenn nicht sogar ausgeblendet. Für den Bereich der Wirtschaft habe ich das schon in Das Hamsterrad als mentale Infrastruktur beschrieben:

    Tatsächlicher Konsum erinnert uns immer wieder daran, dass das Konsumierte danach nicht mehr vorhanden ist. Man könnte sagen, das Konsumgut stirbt durch unseren Konsum & erinnert uns damit an die eigene Sterblichkeit.

    Peter Carroll verdeutlicht in Psychonautik (Liber Null Teil II), dass Leben und Tod, Wachsen und Sterben zwei Pole eines Prozesses sind:

    Leben und Tod sind ein einziges Phänomen, durch das sich die Lebenskraft ständig reinkarniert. Den Tod abzulehnen bedeutet auch, das Leben abzulehnen. Die Zellmechanismen, die das Leben ermöglichen, machen auch den Tod unausweichlich, essentiell und wünschenswert. Alle Religionen, die den Tod ablehnen oder leugnen, sind im Kern lebensfeindlich eingestellt. Fürchtet euch nicht, ihr wart und werdet sein Millionen von Dingen, alles, was ihr erleiden müßt, ist der Verlust der Erinnerung. Die sexuellen Aspekte des Gotts /der Göttin Baphomet werden stets betont, weil die Sexualität das Leben erzeugt und ein Maßstab für die Lebenskraft oder die Vitalität ist, wie immer sie auch ausgedrückt werden mag. Der Geist der Lebenskraft ist der Geist der dualen Ekstase, der Zeugung und des Wiederaufgesogenwerdens, des Sexus und des Todes. Schöner und schrecklicher Gott des schwebenden Falkens, Gott des emporschiebenden Keimes, Gott der vereinten Liebenden, Gott des wurmzerfressenen Kadavers, Gott der erschrockenen Hasen, Gott der wilden Jagd, die den Wald in wahnwitziger Freude durcheilt!


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    Jedes Wachstum endet spätestens mit dem Tod


    Die Degrowth-Konferenz mit ihren Tausenden Teilnehmern und Hunderten von Veranstaltungen hatte einen blinden Fleck: Die Tatsache, die sich in der Überschrift findet. Dabei ist der Zusammenhang doch so nahe liegend. Jedes Lebewesen wächst über einen gewissen Zeitraum und stirbt irgendwann. Dann, spätestens, ist es vorbei mit dem Wachsen, dann kommt der Zerfall.
    Solange selbst wir Degrowth-Aktivisten diese unerbittliche Tatsache ausblenden, werden wir keine umfassenden Lösungen finden, wie wir ohne Wachstum wirtschaften können.

    Auf diesen Zusammenhang bin ich erst beim Lesen der oya-Ausgabe endlich leben gekommen.

    Im Rahmen des Heftes wurde dieses Gespräch aufgenommen:

    Eingebettetes Vimeo-Video

    Hinweis: Dieses eingebettete Video wird von Vimeo, Inc., 555 West 18th Street, New York, New York 10011, USA bereitgestellt.
    Beim Abspielen wird eine Verbindung zu den Servern von Vimeo hergestellt. Dabei wird Vimeo mitgeteilt, welche Seiten Sie besuchen. Wenn Sie in Ihrem Vimeo-Account eingeloggt sind, kann Vimeo Ihr Surfverhalten Ihnen persönlich zuzuordnen. Dies verhindern Sie, indem Sie sich vorher aus Ihrem Vimeo-Account ausloggen.

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    Link zum Video: https://vimeo.com/78306825

    Damit schließen sich diese Überlegungen direkt an den Beitrag über Makellosigkeit an. Die Grundvoraussetzung für makelloses Handeln ist, den Tod als unabänderliche Tatsache anzuerkennen und sogar als Ratgeber für sich anzunehmen. Dazu noch mal ein Zitat von Don Juan Matus aus Reise nach Ixtlan:


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    Mami, das ist für dich


    Ich werde dich immer lieben. Und du bist jetzt wieder frei, zu sein was immer du willst. Viel Glück und viel Segen auf deiner Reise ins Unbekannte!

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    In the long run, we will all be reborn into this world


    Der Titel spielt auf ein berühmt-berüchtigtes Zitat von John Maynard Keynes an: “In the long run we are all dead.” (“Auf lange Sicht sind wir alle tot.”) Dieser Satz scheint in unserer Kultur selbstverständlich, es steckt jedoch eine ganze Menge dahinter. Nämlich die Vorstellung, dass wir nur ein einziges Leben auf der Erde leben & anschließend entweder in ganz andere Sphären ent- oder gleich ganz verschwinden. Wir kommen jedenfalls nicht mehr in diese Welt hier zurück.

    Eine solche Vorstellung ist jedoch alles andere als universal. Im größten Teil Asiens, aber auch in vielen anderen Kulturen, herrscht statt dessen die Vorstellung einer wie auch immer gearteten Reinkarnation vor.

    Gerade die beiden momentan weltweit vorherrschenden Religionen, das Christentum und der Islam, gehen bis auf kleine Splittergruppen davon aus, dass der Tod das Ende unserer irdischen Existenz ist. Nur auf dieser Grundlage ergibt eine Haltung von “nach mir die Sintflut” überhaupt Sinn. Sobald ich davon ausgehe, in welcher Form auch immer in die selbe Welt zurück zu kommen, in der ich auch jetzt schon lebe, tue ich alles, was ich für das allgemeine Wohlergehen aller Wesen tue, auch für mich. Umgekehrt schade ich mit allem, was dem Wohlergehen der “anderen” Wesen schadet, auch mir selbst, denn ich werde nach meinem Tod in dieser Inkarnation als ein anderes Wesen re-inkarniert.


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    Mit Tyler Durden zum Nullpunkt


    Ich hab mich noch nie in meinem Leben geprügelt. “Was weisst du über dich, wenn du dich nie geprügelt hast?” fragt Tyler Durden. Wahrscheinlich habe ich mir deshalb heute zum dritten Mal Fight Club angeschaut. Absolut krasser Film, vielleicht sogar der krasseste Film den ich je gesehen habe.

    Schon vor einer ganzen Weile hab ich mich gefragt, was bin ich bereit aufs Spiel zu setzen? Denn wenn mein Einsatz - den ich im Spiel verlieren kann - mir nicht wertvoll ist, wie will ich dann etwas Wertvolles gewinnen?

    Wenn du dich prügelst, kannst du verdammt hart was auf die Fresse kriegen, es tut tierisch weh & kann auch mal bleibende Spuren hinterlassen, Narben, Lücken im Gebiss. Für mich wohl das Entscheidende: Ich kann nicht kontrollieren, was in einem Kampf mit mir geschieht. Es fliesst Blut. Das zeigt, dass der Kampf echt ist, dass es um was geht. Authentisches Erleben. Dem Schmerz, den du da erfährst, kannst du nicht ausweichen, du kannst ihn nicht betäuben. Du kannst nicht vor ihm davonlaufen. Du kannst dich nicht drücken. Dir bleibt nichts anderes übrig als dich zu verantworten. Du stellst dich deiner Angst, deinem Schmerz. Du bleibst da & gibst dich hin, direkt, ungefiltert.


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