Mich verneigen
Beim vorletzten Seminar meiner Ausbildung bin ich über die Arbeit mit den chronischen Körpersymptomen auf die Geste gekommen, mich zu verneigen. Das gewöhne ich mir gerade an, jeweils nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen zu tun. Ich verneige mich nicht vor jemand oder etwas bestimmtem. Es geht um die Geste selbst. Sie zeigt, dass ich nicht alles allein machen muss, und dass ich nicht allein bin. In gewissem Sinne bin ich das natürlich schon. Man könnte sagen, das Kleine Ich verneigt sich vor dem Großen Ich.
Mich beschäftigt gerade sehr das Thema Erbe. Wir alle sind Erben, wir alle haben ein ganz spezifisches Erbe für unser Leben in der Welt der Erscheinungen mitbekommen. Das geht weit über die Eltern und über das Materielle hinaus. Gerade mir, der ich gerne im Reich aller Möglichkeiten surfe, hilft das, mich zu konzentrieren. Mein Erbe ist das, was ich ja schon längst habe, was schon da ist. Zwar habe ich immer noch beliebige Möglichkeiten, was ich daraus mache. Es ist jedenfalls ein ganz konkreter Ausgangspunkt. Den habe ich immer wieder gerne vernachlässigt. Immerhin habe ich mich schon bei euch allen bedankt. :-)
Und natürlich ist das Erbe eines Kriegsenkels auch ganz schön heftig. Dabei stellt sich mir die Frage: Kann man ein solches Erbe ausschlagen? Oder kommt man am Ende nicht drumrum?
Passend zu diesem Thema fahre ich daher übernächsten Samstag zur Ahnen-Schwitzhütte. Und werde weiterhin nach innen lauschen.
Update vom 06.11.: Beim Anschauen von Wenn dein Stammbaum sprechen könnte wird mir klar, was ich eh schon geahnt hatte: Ausschlagen funktioniert nicht. Mein Erbe ist das, mit dem ich auf diese Welt gekommen bin, jetzt gilt es damit umzugehen. Und Weinen ist dabei ganz wesentlich. Seit Sonntag Abend, als ich mir Thelma & Louise mal wieder angesehen hatte im Gedenken an meine Mutter, fließen die Tränen. Ich habe auf Spülgang gestellt.