Schlagwort: Wissenschaft
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Bringt mir falsifizierbare Belege, dass wir nicht in einer Matrix leben
Bisher hat Fefe auf meinen Beitrag nicht reagiert; ob er vielleicht Social-Justice-Methoden anwendet und mich blockt? ;-)
Jedenfalls besteht er weiterhin auf seiner Unterscheidung von “Fakten” und “Einschätzungen”:
Fakten sind wirklich und bestehen und können weder wahr noch falsch sein.
Als Beispiel nimmt er eine Umfrage:
Sowas wie “bei einer Befragung gaben 50% der Befragten an, an Engel zu glauben” ist ein Fakt. “Also glauben 50% der Bevölkerung an Engel” nicht.
Nehmen wir das mal auseinander:
- Offenbar hat da irgendwer Leute zu ihrem Glauben an Engel befragt. Das ist für mich zunächst nur eine Aussage, die auch falsch sein könnte, und dieser Jemand hat sich das vielleicht einfach ausgedacht. Ohne zu überprüfen kann ich die Aussage nur glauben und darüber hinaus, selbst wenn ich Zeugen befrage, es Videoaufnahmen gibt oder was auch immer, könnte ich das am Ende nur glauben, solange ich nicht selber bei der Befragung dabei war.
- Nehmen wir an, da hat tatsächlich jemand Leute befragt. Nun behauptet dieser Jemand, 50% der Befragten hätten angegeben, an Engel zu glauben. Auch das ist eine Aussage, die ich glauben kann oder nicht. Für Zeugen, Videoaufnahmen usw. gilt auch in diesem Punkt das gleiche wie oben: am Ende kann ich nur glauben, dass das so war, solange ich nicht persönlich dabei war.
- Nehmen wir weiterhin an, die befragten Leute hätten tatsächlich so geantwortet. Das kann ich aber nicht wissen, wenn ich nicht dabei war, sondern nur die Befrager selbst. Für diese stellt sich das Umfrageergebnis als Fakt dar, für mich bleibt es ein Glaubensinhalt.
Das heisst, dass auch die wissenschaftliche Methode und der Falsifikationismus letzten Endes bei fast allen Menschen in fast allen Bereichen nur Glaubensinhalte erzeugen kann. Das gesellschaftliche System Wissenschaft steht und fällt mit dem Vertrauen der WissenschaftlerInnen untereinander und dem Vertrauen der Nicht-WissenschaftlerInnen in diese. Die gleiche Überlegung hatte ich hier im Blog schon mal für Verschlüsselungssoftware. Ich kann schlicht nicht alle Aussagen eigenhändig überprüfen, die mir begegnen (und den Quellcode aller Programme, die ich benutze), sondern nur einen verschwindend geringen Anteil davon.
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Meme Wars am Beispiel Fefe vs. Feminismus
Mit “Meme Wars” spiele ich auf die wMeme von Spiral Dynamics (SD) an (ich verlinke Wikipedia, weil die Website der tollen 6seitigen Kurzzusammenfassung “temporarily disabled” ist).
Weiterhin schieße ich voraus, dass “der Feminismus” alles andere als einen homogenen Block bezeichnet (siehe die Strömungen innerhalb des Feminismus).
Zur Erläuterung beschreibe ich im Folgenden, wie ich selber die Entwicklung durch verschiedene Wellen à la SD erlebt habe. Dabei vereinfache ich, um es kurz zu halten, & versuche eine grundlegende Vorstellung zu vermitteln, worum es dabei geht.SD bezieht sich in erster Linie auf gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung, diese spiegelt sich jedoch (näherungsweise) in der individuellen Entwicklung eines Menschen. Auf die letztere geht z.B. Susanne Cook-Greuter ein. Ich benutze die Terminologie von SD, weil ich diese eingängiger finde.
An den Übergang von beige zu purpur kann ich mich bewusst nicht erinnern. Jedenfalls handelt es sich bei purpur um die “magische” Phase des Bewusstseins als Kleinkind. Das Magische äußert sich z.B. darin, dass ich damals, wie wohl alle Kleinkinder eine Zeitlang, geglaubt habe, dass beim Versteckspielen die anderen auch nichts sehen, wenn ich mir die Augen zuhalte. Das hängt damit zusammen, dass “ich” in dieser Phase “mich” noch nicht als von den anderen getrenntes Wesen mit eigenständiger Wahrnehmung erlebt habe.
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Äußeres Wachstum bremsen, inneres beschleunigen
Hinweis vom 11.08.: Weil das “bremsen” und “beschleunigen” als aktive Zwänge missverstanden wurden, ziehe ich den Schlusssatz an den Anfang vor. Wir müssen das innere Wachstum dafür gar nicht extra “anschieben”, auch wenn die Überschrift danach klingt, es geschieht ganz von selbst, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken. Gleichzeitig verlagern wir dadurch die Aufmerksamkeit vom äußeren Wachstum weg. Das geht ganz ohne Zwangsmaßnahmen, die ich bekanntlich ablehne.
Beim Lesen des Buches Ganzheitlich handeln habe ich festgestellt, dass ich mit Ken Wilber einen prominenten Fürsprecher dieses Grundsatzes habe:
Deshalb plädiere ich dafür, unsere Ressourcen verstärkt in unsere eigene Weiterentwicklung als Menschen zu stecken und weniger in die Weiterentwicklung von Technologien, die uns selbst ersetzen sollen.
Den habe ich in meinem Shadowrun-Beitrag formuliert & im Beitrag zum Unabomber-Manifest wiederholt. Unter der Überschrift “Der Terror von morgen” schreibt Wilber:
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Integrale Herausforderungen
Ich lerne immer wieder dazu. Da ich mich explizit als einen Lernenden definiere, wäre es daher auch Grund zur Beunruhigung, wenn ich mal längere Zeit nichts lerne. :) In mehreren integralen Facebook-Gruppen lerne ich immer mehr über die integrale Theorie und Praxis. Aktuell lese ich sowohl Susanne Cook-Greuters Text über die neun Stufen des zunehmenden Erfassens (siehe dort) als auch Ken Wilbers Buch Ganzheitlich handeln. Darin wird mir erst so richtig klar, was es mit dem Integralen Denken und Handeln wirklich auf sich hat, dass das eben keine Spielerei für ein paar Auserwählte ist:
Ich glaube, dass die wirklich notwendigen Revolutionen, die in der Welt von heute anstehen, nicht ein glorreicher kollektiver Sprung in transpersonale Domänen, sondern die einfachen fundamentalen Veränderungen sind, die in den magischen, mythischen und rationalen Wellen der Existenz erreicht werden können. Menschen werden geboren und beginnen ihre Evolution durch die große Spirale des Bewusstseins, wobei sie sich vom Archaischen zum Magischen zum Mythischen zum Rationalen und vielleicht zum Integralen bewegen, und von da aus vielleicht zu wahrhaft transpersonalen Bereichen. Doch werden für jede Person, die sich ins Integrale oder noch höhere Wellen bewegt, Dutzende ins Archaische geboren. Die Spirale der Existenz ist ein großes, nicht endendes Fließen, das sich vom Körper zum Geist zur Seele zum GEIST erstreckt, wobei Millionen über Millionen ständig durch diesen großen Fluss von der Quelle zum Ozean fließen. Keine Gesellschaft wird sich jemals einfach auf einer integralen Ebene befinden, weil das Fließen unaufhörlich weitergeht (auch wenn sich der Schwerpunkt einer Kultur in der Tat nach oben verlagern kann, wie es im Verlauf der Geschichte geschehen ist – siehe mein Buch “Halbzeit der Evolution”). Das Hauptproblem bleibt bestehen. Die Frage ist nicht: Wie können wir es dahin bringen, dass jedermann ins Integrale oder höher gelangt?, sondern: Wie können wir für die Gesundheit der Gesamtspirale sorgen, da Milliarden von Menschen sie nach wie vor jahraus, jahrein von einem Ende zum anderen durchlaufen? Mit anderen Worten: Der größte Teil der zu erledigenden Arbeit besteht darin, die niedrigeren (und fundamentalen) Wellen im Kontext ihrer eigenen Bedingungen gesünder zu machen. Bei den wichtigsten Reformen geht es nicht darum, wie man eine Handvoll Boomer in die Sekundärschicht bringt, sondern wie man die hungernden Millionen in den grundlegendsten Wellen ernährt, wie man den heimatlosen Millionen auf den einfachsten Ebenen ein Dach über dem Kopf beschert, wie man den Millionen Gesundheitsfürsorge angedeihen lässt, die sie nicht haben. Eine integrale Vision ist tatsächlich eines der am wenigsten dringlichen Probleme auf der Oberfläche unseres Planeten.
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Wettbewerb oder Gleichgewicht - man kann nicht beides haben
Und immer wieder die Griechenlandkrise: Deutschland als Exportweltmeister leugnet seine Verantwortung und ist damit in bester Gesellschaft “führender Ökonomen”. Denn die (neoklassische) Mainstream-Wirtschaftstheorie sagt ja zum einen, dass Wettbewerb bzw. Konkurrenz (sowohl zwischen Unternehmen als auch zwischen Staaten) das Geschäft belebt und für alle gut ist. Andererseits behauptet die Neoklassik, dass Wirtschaft immer zu einem (Markt-) Gleichgewicht strebt.
Nehmen wir an, der Idealzustand sei erreicht und die Wirtschaft befindet sich im Gleichgewicht. Nun gilt immer noch, dass alle Unternehmen wie auch Staaten miteinander im Wettbewerb stehen. Was heißt das in dieser Situation? Dass alle Marktteilnehmer versuchen, das Gleichgewicht zu ihren Gunsten zu kippen. Und das passiert natürlich auch ständig, so dass sich nie ein dauerhaftes Gleichgewicht einstellt. Die neoklassische Theorie blendet das aus, weil sie Marktteilnehmer gar nicht als aktiv handelnde Menschen modelliert, sondern als homo oeconomicus-Roboter. Menschen versuchen in einer solchen Situation, die Spielregeln zu ändern. Roboter sind den Regeln unterworfen.
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Grundlagen der integralen Theorie
Da ich mich in meinen Blogbeiträgen zunehmend auf die integrale Theorie von Ken Wilber u.a. beziehe, empfehle ich euch heute mal zwei kurze Einführungstexte, damit ihr meine Gedankengänge in dieser Richtung nachvollziehen könnt. Als grundlegender Einstieg eignen sich die integralen Grundlagen (8 Seiten) von Wulf Mirko Weinreich.
Weiterhin geht es oft um Spiral Dynamics, dazu empfehle ich den Spiral Dynamics Mini-Kurs (6 Seiten).
Mein persönlicher Einstieg in Spiral Dynamics war das Buch Gott 9.0, das die Spirale anhand sich wandelnder Gottesbilder vorstellt. Das Original von Don Beck und Christopher Cowan richtet sich vor allem an Manager, Coaches oder Organisationsentwickler mit Ausrichtung aufs Business.Mehr zu lesen und auch Ansprechpartner für integrale Salons in eurer Nähe findet ihr beim Integralen Forum, hier eignen sich als Einstieg wiederum die Grundlagen des Integralen. Weitere integrale Vordenker waren (neben anderen) Jean Gebser und Pierre Teilhard de Chardin.
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Die Theorie von Vipassana braucht ein Update für das 21. Jahrhundert
Bei diesem provizierenden Titel stelle ich gleich zu Beginn klar, dass es mir dabei ausschliesslich um die Theorie von Vipassana geht. Die Praxis, die Methode ist super, sie braucht & sollte nicht verändert zu werden. Immerhin bin ich durch sie so tief angekommen wie nie zuvor in meinem Leben. Auch der äußere Rahmen eines Kurses, die Abgeschiedenheit & die Regeln, halte ich für sehr sinnvoll & der Methode sehr angemessen. Für die Deutung dessen, was da bei einem Vipassana-Kurs geschieht, haben sich in den letzten 2.500 Jahren jedoch einfach etliche neue Perspektiven ergeben. Um die soll es hier gehen.
Zu Beginn skizziere ich grob, wie Satya Narayan Goenka in seinen abendlichen Vorträgen die Wirkung des Kurses beschreibt. Er vertritt eine von vielen Strömungen des Buddhismus, im Folgenden schreibe ich verkürzend “der Buddhismus” und meine damit den von Goenka vertretenen Buddhismus (er steht dem Theravada nahe, unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten).
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Wozu ist die Zeit gut?
“Zeit ist, was verhindert, dass alles auf einmal passiert.” sagte John Archibald Wheeler & trifft damit schon ziemlich den Kern dessen, was ich heute zu schreiben gedenke.
Angeregt durch den Vortrag Die Evolution des Raum-Zeit-Bewußtseins von Wulf-Mirko Weinreich, den dieser zuletzt beim Integralen Salon Leipzig gehalten hat, habe ich mir ebenfalls Gedanken über die Zeit gemacht.
In der Physik sind alle postulierten Gesetze in der Zeit umkehrbar bis auf den Bereich der Thermodynamik. Zeit kann also aus physikalischer Sicht als Symmetriebrechung verstanden werden, und das passt auch zu dem Modell des Urknalls, der die Raumzeit ja erst hervorgebracht hat (siehe Gebrochene Symmetrie nach dem Urknall war die Saat unserer Welt). “Vor dem Urknall” ist daher logisch nicht fassbar.
Zeit hängt eng mit der Größe der Entropie zusammen, die wiederum mit Information zusammenhängt (siehe Entropie in der Informationstheorie). Zeit hat also auch mit Information zu tun. Das ist vor allem dann interessant, wenn man das Wort In-Form-ation mal in seine Bestandteile zerlegt: Information ist nichts anderes als etwas in eine Form zu bringen.
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Die Hippies, die CIA, LSD, das Internet und der Unabomber
Über die Verbindung von Heinz von Foerster und George Spencer-Brown habe ich den Film Das Netz entdeckt und mir umgehend angeschaut. Er ist in Gänze auf YouTube zu finden, ich habe ihn mir dennoch der besseren Qualität und der Bonus-Interviews wegen aus der Videothek ausgeliehen:
In wenigen Worten geht es darin um (mir teilweise vorher unbekannte) Verbindungen zwischen der Hippie-Bewegung, bestimmten zentralen Entwicklungen der modernen Wissenschaft (allen voran die Kybernetik) und der Entstehung des Internet. Dabei hangelt sich der Film entlang der Geschichte des so genannten Unabombers Ted Kaczynski.
Neben dem Film beziehe ich mich nun vor allem auf sein Manifest Industrial Society and Its Future (auch im Archiv der Washington Post), von dem es eine deutsche Übersetzung gibt.
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In memoriam John Cunningham Lilly
John C. Lilly, der hier schon des öfteren erwähnt wurde, ist der mit intergalaktischem Abstand krasseste Mensch, der mir je begegnet ist (das ist er nicht persönlich, aber in Form seiner Bücher). Und just habe ich festgestellt, dass er am 6. Januar seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Grund genug, ihn hier noch mal gebührend zu würdigen.
Das tue ich mit diesem Interview:Aktuell lese ich in “Der dyadische Zyklon”, das er mit Antonietta Lilly zusammen geschrieben hat. Davor empfehle ich unbedingt “Das Zentrum des Zyklons” zu lesen, was ich für das Verständnis wesentlich finde.
Im Dyadischen Zyklon beschreibt er, wie er in einem Zustand, den wir in der Konsensrealität wohl als Koma beschreiben würden, mit seinem Bewusstsein auf einem logischen Operator durch die Universen reist (es handelt sich um den Operator des Unterscheidens aus George Spencer-Browns Laws of Form).
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