Schlagwort: Prozessarbeit
-
Mich verneigen
Beim vorletzten Seminar meiner Ausbildung bin ich über die Arbeit mit den chronischen Körpersymptomen auf die Geste gekommen, mich zu verneigen. Das gewöhne ich mir gerade an, jeweils nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen zu tun. Ich verneige mich nicht vor jemand oder etwas bestimmtem. Es geht um die Geste selbst. Sie zeigt, dass ich nicht alles allein machen muss, und dass ich nicht allein bin. In gewissem Sinne bin ich das natürlich schon. Man könnte sagen, das Kleine Ich verneigt sich vor dem Großen Ich.
Mich beschäftigt gerade sehr das Thema Erbe. Wir alle sind Erben, wir alle haben ein ganz spezifisches Erbe für unser Leben in der Welt der Erscheinungen mitbekommen. Das geht weit über die Eltern und über das Materielle hinaus. Gerade mir, der ich gerne im Reich aller Möglichkeiten surfe, hilft das, mich zu konzentrieren. Mein Erbe ist das, was ich ja schon längst habe, was schon da ist. Zwar habe ich immer noch beliebige Möglichkeiten, was ich daraus mache. Es ist jedenfalls ein ganz konkreter Ausgangspunkt. Den habe ich immer wieder gerne vernachlässigt. Immerhin habe ich mich schon bei euch allen bedankt. :-)
Weiterlesen… -
Kriegsenkel
Schon wieder fließen Tränen. Ich habe gerade die Doku Wir Kriegskinder - Wie die Angst in uns weiter lebt entdeckt:
Vor drei Wochen war ich in Polen unterwegs, dabei auch in der Heimat meiner Eltern, in Ostpreußen. Die Familie meiner Mutter stammt aus der Gegend von Goldap, was sehr nahe an der russischen Grenze liegt.
Als ich dort abends im Hotel im Bett lag, überkam mich auf einmal körperliche Angst mit dem Gedanken “Die Russen kommen!” Das hatte ich bisher immer eher scherzhaft verwendet, so wie im Werner-Film. Seit jenem Abend ist mir klar, dass das durchaus nicht nur witzig ist.
Weiterlesen… -
Wir sind alle ver-rückt
Ich komme noch mal auf die Animation von 5.000 Jahren europäischer Geschichte zurück, die ich an meinen Beitrag zu Worldwork in Warschau gehängt hatte:
Meine gesamte Familie stammt aus Ostpreußen. Von dort mussten sie im bzw. nach dem 2. Weltkrieg fliehen, in unserem Fall nach Westfalen. In anderen Worten sind sie von Ostpreußen nach Westfalen ver-rückt geworden.
Der Blick in die Jahrtausende zurück zeigt, dass bestimmt jeder einzelne momentan lebende Mensch irgendwo in seiner Ahnenreihe Menschen hat, die ver-rückt wurden. Das wirkt im gesamten Feld der Menschheit.
Kein Wunder, dass alles so verrückt erscheint, was die Menschen (einander und der Erde an-) tun, egal wohin du schaust. Wir sind ver-rückt. Und das lässt sich auch nicht mehr rück-gängig machen. Uns bleibt nur übrig, damit umzugehen. Den Schmerz zu fühlen, den Wahnsinn zu erleben und möglichst nicht auszuagieren. Und uns immer wieder daran zu erinnern, dass das Ganze hier ein kosmischer Witz ist mit manchmal tiefschwarzem Humor. Und dass die Erde, auf der wir hin- und her ver-rückt wurden und werden, uns alle miteinander trägt. Und dass wir alle die selbe Luft atmen und die gleiche DNA miteinander teilen, mit höchst individuellen kleinen Abweichungen.
Weiterlesen… -
Die Opportunitätskosten des Opportunitätskostenkalküls
Die Überschrift wirkt auf die meisten von euch, die keine Ökonomen oder WiWi-Studierende sind, bestimmt abschreckend. Das dahinter stehende Konzept ist aber einfach zu verstehen, also nicht verzagen, sondern weiterlesen! :-)
Dieses Semester hadere ich ohnehin schon mit Mikroökonomie, nachdem ich nun ne ganze Woche + Montag nicht da war, hatte ich einiges nachzuholen. Anlässlich dessen habe ich mir mehrere Bücher ausgeliehen, u.a. Ferry Stockers Spaß mit Mikro. Praktische Mikroökonomik für (ver)zweifelnde Studierende in der 6. Auflage. Das Buch ist ziemlich cool, um in das volkswirtschaftliche Denken hineinzukommen. U.a. auch dafür studiere ich ja Wirtschaftswissenschaften. Allerdings sind mir inzwischen auch die Unzulänglichkeiten dessen noch mal deutlicher geworden.
Ferry Stocker geht in seinem Buch von den Opportunitätskosten aus, die mit jeder Entscheidung verbunden sind. Was ist das? Nun, schlicht der Nutzen, der mir dadurch entgeht, dass ich mich nicht für etwas anderes entschieden habe. In Stockers Worten:
Weiterlesen… -
Worldwork in Warschau
Nach über einer Woche komme ich nun endlich dazu, euch von Worldwork 2014 in Warschau zu berichten, wo ich letzte Woche dabei war. Das war einfach der Oberhammer! Direkt im Anschluss bin ich auch noch zum nächsten Seminar meiner Prozessarbeit-Ausbildung gefahren. Insgesamt war das eine der intensivsten Wochen meines Lebens.
So intensiv übrigens, dass ich am Montag körperlich so kaputt war, dass ich fast den ganzen Tag im Bett lag. Über die Woche habe ich mich nun einigermaßen erholt & dabei festgestellt, dass ich in der kurzen Zeit doch ne ganze Menge Unistoff nachzuholen habe.Worldwork, Weltarbeit, was ist das eigentlich? Nach meiner Erfahrung bezeichne ich es als die Königsdisziplin der Prozessarbeit. Prozessorientierte Psychologie entstand ja in Zürich, wo Arnold Mindell die Jungsche Psychologie dahingehend erweiterte, dass er körperliche Symptome und Signale einbezog. Auch den Begriff des Träumens erweiterte er in dieser Hinsicht (der Körper träumt durch seine Symptome und Signale).
Weiterlesen… -
Das Große Ich und das Kleine Ich
Lange Zeit war ich (sic!) immer darauf aus, das Ego zu überwinden, wozu es die ein oder andere heiße Diskussion mit Sabine gab. Sie bestand nämlich darauf, dass das Ego ein nützliches & auch notwendiges Vehikel des Bewusstseins in dieser Welt ist. Ich hielt jeweils dagegen, dass das Ego eine Illusion ist, die ihrerseits andere Illusionen fördert, & berief mich dabei u.a. auf Krishnamurti. So kamen wir nie auf einen grünen Zweig, was weder theoretisch noch praktisch befriedigend war.
Arnold Mindell benutzt in seinem Buch “24 Stunden luzid träumen” (siehe Das Klare Licht) die Begriffe das Kleine Ich und das Große Ich zur Unterscheidung, was ich an dieser Stelle sehr hilfreich finde. Damit habe ich sehr schöne Begriffe, um das zu beschreiben, was ich spätestens seit dem Start meiner Bewusstseinsrakete erlebe: Das Ego muss sich nämlich nicht komplett auflösen, oder jedenfalls nicht für immer. Es braucht nur zu erkennen, dass es eines von Milliarden von Kleinen Ichs ist, in denen sich das Eine Große Ich entfaltet und erkennt.
Weiterlesen… -
Traumaufgaben und Beziehungsarbeit
Hier im Blog habe ich bisher sträflich vernachlässigt, über die Ausbildung in Prozessorientierter Psychologie nach Arnold Mindell bei Sebastian Elsaesser zu schreiben, die ich parallel zu meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften ebenfalls letzten Herbst begonnen habe und die ebenfalls drei Jahre dauert.
Jetzt komme ich gerade vom vierten Seminar der Ausbildung, wobei es im Laufe des Jahres 2013 darüber hinaus auch schon drei Einführungsseminare gab. Bisher fanden die alle in Stuttgart statt, dieses Mal waren wir das erste Mal im Seminarhaus im Kieselhof, das ist sehr weit abgeschieden im Schwabeländle. “Wir” sind insgesamt 14 Leute aus unterschiedlichen Kontexten + Sebastian.
Wer jetzt kombiniert, dass daher wohl mein wieder erwachtes Interesse an Träumen stammt, liegt richtig. :) Alle bisherigen Seminare des Ausbildungscurriculums beschäftigten sich mit den und auch mit dem Träumen (was etwas viel Umfassenderes meint als nur das nächtliche Träumen, Mindell beschreibt das sehr gut in seinem Buch “24 Stunden luzid träumen”, auf das ich an anderer Stelle schon hingewiesen hatte), und auch schon bei den Einführungsseminaren gab es eine Konstante: den morgendlichen Traumkreis.
Weiterlesen… -
Das Klare Licht und eine Durchsage zum Karmagesetz
Nachdem ich nun schon den ganzen Tag “Hearts” von L.S.G. (Oliver Lieb) auf Repeat höre, ist dieser Beitrag fällig.
Bei diesem göttlichen Track kann ich nämlich allen Ernstes das Klare Licht hören!!! Aus diesem Grund hat er sich Platz 1 in meiner Techno Classix-Playliste redlich verdient.
Das Klare Licht? fragst du dich? Es handelt sich um das, was hinter allem steht, das Dao, das nicht gesagt werden kann, die Leere, das Nichts. Alle diese Worte können es nicht erfassen, sondern nur darauf hinweisen.
Eine prominente Rolle spielt es im Anderen Totenbuch von Wulf Mirko Weinreich, das eigentlich in jedem Haushalt vorhanden sein sollte. Der Untertitel “eine praktische Anleitung zur Sterbebegleitung” stimmt einerseits, ist andererseits aber auch eine grandiose Untertreibung. Denn wie für das Tibetische Totenbuch insgesamt ist auch diese Überarbeitung des Textes für unsere Kultur sowohl dazu da, um Sterbenden vorgelesen zu werden, als auch für die Lebenden. Die Befreiung ist beim Lesen für mich absolut greifbar.
Weiterlesen… -
Danke
Daß ich Sie liebe, kann Ihnen gleichgültig sein. Es ist kein Glück, geliebt zu werden. Jeder Mensch liebt sich selber, und doch quälen sich Tausende ihr Leben lang. Nein, geliebt zu werden, ist kein Glück. Aber lieben, das ist Glück.
Hermann Hesse
Seit ich heute angefangen habe, All Is Full Of Love von Björk zu hören (siehe Close To It All) & mit jedem meiner Atome mitzusingen, kann ich mich kaum noch auf Alltägliches konzentrieren. Es ist an der Zeit, euch allen Danke zu sagen, wie ich es in Close To It All schon angekündigt hatte. Weil es aber ewig dauern würde, wirklich alle aufzulisten, konzentriere ich mich auf die Menschen, die mir am wichtigsten sind:
(wenn du, wie ich beim Schreiben, während des Lesens das Lied von Björk auf Repeat hören willst, dann klick hier)
Weiterlesen… -
Big Data als verzweifelter Versuch, die Kontrolle zu behalten
Mit ein paar Monaten Verzögerung habe ich jetzt das Probeheft der Zeitschrift “Wirtschaftsinformatik & Management” durchgelesen, das sich kurz vor Edward Snowdens Enthüllungen mit dem Thema Big Data beschäftigt. Wenige Wochen später hätte diese Ausgabe vermutlich ganz anders ausgesehen… Der Artikel “Erstellung von Technologie- und Wettbewerbsanalysen mithilfe von Big Data” formuliert das Problem:
Vor dem Hintergrund globaler dynamischer Märkte und der täglich erlebten Informationsflut wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Alle Entscheider(innen) benötigen zusammenhängende und objektive Informationen, die schnell und kompakt Ein- und Überblick geben in der komplexen Welt der Datenflut.
Big Data ist letzten Endes nur mehr desselben, nämlich mehr Kontrolle bei der kleinen Minderheit der so genannten “Entscheider”, während die große Masse, die die eigentliche Arbeit tut, gerade nicht entscheidet. Durch Big Data soll das Informationsgefälle noch größer werden - wie auch NSA & Co. gerade demonstrieren. Das funktioniert aber nicht, wie Wolfgang Berger in seinem Buch Business Reframing erkannt hat:
Weiterlesen…