Schlagwort: Bewusstsein

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    Softwarefehler = menschliches Versagen


    Die Durchsage der S-Bahn Berlin zu “unregelmäßigem S-Bahn-Verkehr” mit der Ausrede eines Softwarefehlers nehme ich zum Anlass, um mal klarzustellen:

    Jeder Softwarefehler ist prinzipiell menschliches Versagen.

    “Es gab einen Softwarefehler” heisst nichts anderes als, da hat jemand was verkackt. Und zwar wahlweise derjenige, der die Software geschrieben hat oder die Person, die diese spezifische Software mit irgendwelchen anderen Softwares (oder einer unpassenden Hardware) falsch verkuppelt hat.

    Im Gegensatz zu Hardware (wie Maschinen) unterliegt Software nämlich keinen physikalischen Prozessen und somit auch keinem Verschleiss irgendwelcher Art. Wenn also in einer Software “plötzlich” ein Fehler auftritt, dann war dieser Fehler da (in dieser aktuellen Version) von vornherein schon drin.

    Fefe schreibt dazu:

    Der Kern des Problems ist aus meiner Sicht, dass wir als Gesellschaft uns darauf geeinigt haben, dass Software halt ein schwieriges Problem ist, und daher Fehler halt passieren und niemand für seine Fehler geradestehen muss. Man kann sich heute bei so gut wie allen Problemen mit “das war ein Softwarefehler” herausreden. Für mich als Programmierer ist das natürlich auf der einen Seite toll, weil ich mich so Dinge trauen kann, die ich sonst nicht in Angriff nehmen würde. Aber es hat in der Szene so ein wirklich widerliches Gefühl erzeugt, als hätten wir Programmierer es verdient, als sei das unser Recht, niemals für unseren Scheiß den Kopf hinhalten zu müssen.


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    Kalter Zuckerentzug


    Diesen Beitrag wollte ich eigentlich längst veröffentlicht haben, durch die Wartezeit kommt nun allerdings noch Wesentliches dazu.

    Es fing damit an, dass ich die Sendung Vorsicht Zucker: Die verborgene Gefahr von Harald Lesch gesehen habe. Das erinnerte mich schmerzlich daran, dass ich bereits 2006 der Zuckerindustrie den Krieg erklärt hatte, damit allerdings zunächst kläglich gescheitert war und meine ganze Initiative (persönlich auf Zucker zu verzichten) damals schnell wieder im Sande verlaufen war. Mir fiel dann neben meinem persönlichen Versagen auch wieder ein, dass ich in Das Ende der Megamaschine vom Zucker als Motor der Industrialisierung gelesen hatte.

    Dann fing ich wild an weiter zu recherchieren und fand auch beim Deutschlandfunk einen Beitrag über die Droge Zucker.

    Martin Dehnke, unser Soziokratie-Berater, hatte schon im Jahr 2002 beim Dresdner coloRadio ein Feature über die Droge Zucker gemacht, das damals den Alternativen Medienpreis gewann.


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    Vertrauen vs. Blockchain


    Heute gibt es einen kurzen & knackigen Beitrag. Und zwar habe ich mich ja schon mehrfach über die Blockchain ausgelassen, einmal über Die Blockchain als anerisische Illusion, ein anderes Mal über Die Blockchain als verteilter Big Brother. Warum ich aber ganz grundsätzlich nichts von dieser Technologie halte, lässt sich in einem Satz zusammenfassen:

    Die Blockchain-Technologie wurde entwickelt, um Vertrauen zwischen Menschen überflüssig zu machen.

    Dass das jemandem, der ausgezogen ist, Vertrauen zu üben, nicht gefällt, dürfte wohl klar sein…

    Hinter der Blockchain-Frage verbirgt sich die tiefer liegende Frage Wofür veranstalten wir das Ganze hier? Wollen wir uns durch Blockchain & Co. selber abschaffen, oder wollen wir unseren rechtmäßigen Platz im Universum einnehmen?

    Nachtrag vom 23.12.2019: Durchsage von Captain Obvious aus Österreich:

    Was wir gelernt haben: Selbst wenn in einer Blockchain jede Transaktion unveränderbar gespeichert wird, geht es letztlich doch immer auch um Vertrauen bei Geschäftsvorgängen. Wenn eine Kultur der Transparenz nicht real gelebt wird, entstehen Kräfte, die ein soziales und wirtschaftliches Ökosystem kollabieren lassen.


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    Komplexität ist der Feind


    Fefe bringt in seinem Beitrag zu Mozillas Vorstoß, in Firefox DNS over HTTPS zu nutzen und dafür ausschließlich über Cloudflare zu gehen, die übergeordnete Problematik auf den Punkt:

    Komplexität ist der Feind. Die Anzahl der Bugs steigt mit der Codegröße. Die Leute stöpseln heute nur noch Komponenten aus Libraries zusammen. Das ist Schönwetter-Programmieren! Ein Programm, das nur beherrschbar ist, wenn es zufällig gerade gut funktioniert, ist wertlos. Wir brauchen Programme, die überschaubar wenig Dinge tun, und dafür vollständig beherrschbar sind. Am besten nicht nur vom Programmierer, sondern auch vom Benutzer. Die Geschwindigkeit, mit der wir uns mit unbeherrschten und unbeherrschbaren Technologien umzingeln, ist aus meiner Sicht ein Vorbote der Apokalypse.

    Das ist die Anwendung der Maxime Weniger ist mehr auf die Software- und allgemein die Technik-Welt. Im Angelsächsischen ist dafür auch die Bezeichnung KISS principle verbreitet.


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    Wilber, Evolution und Eigentum


    Vor kurzem habe ich das erste richtig dicke Buch von Ken Wilber angefangen, Das Wahre, Schöne, Gute. Bisher war ich immer noch skeptisch vor allem was das Evolutionäre in Wilbers Theorie angeht. Es schwang mir ein gewisser blinder Fortschrittsglaube darin mit, nach dem Motto “später wird alles besser”.

    Heute bin ich nun tatsächlich ein Wilber-Fan geworden, angeregt durch das 2. Kapitel “Im Licht unserer Zeit – Integrale Anthropologie und die Evolution der Kulturen”. Da geht es genau um diesen Knackpunkt der (kulturellen) Evolution.

    Er geht darin (wie offenbar auch schon umfassender in seinem Buch Halbzeit der Evolution, das ich noch nicht gelesen habe) auf die Frage ein

    Wie kann man vor dem Hintergrund von Auschwitz von einer kulturellen Evolution sprechen?

    Damit ist klar, um blinden Fortschrittsglauben kann es ihm nicht gehen. Er weiss um die Schattenseiten der Evolution. Woher kommen diese? Ganz einfach:


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    Besitztrance


    Dass ich da nicht schon längst selber drauf gekommen bin – neben Opfer- und Schöpfertrance gibt es in unserer Kultur eine massenhaft verbreitete Besitztrance. Das Wort entstammt der Überschrift des 11. Kapitels von How Soon Is Now? (siehe auch den Beitrag Daniel Pinchbeck über die Befreiung der Liebe), wo er im Wesentlichen meinen Beitrag Ego, Schuld und Eigentum: Die Illusion des Getrenntseins in anderen Worten und mit Bezug auf Rousseau, Karl Marx, Oscar Wilde und Buckminster Fuller wiedergibt. Pinchbeck schreibt:

    In einer Gesellschaft, die sich auf Eigentumsrechte gründet, fühlen sich die Menschen nicht sicher. Sie sind gezwungen, miteinander zu wetteifern – an des anderen Stuhl zu sägen und einander anzugreifen –, um zu Reichtum zu kommen oder diesen zu schützen. […] Wenn wir darüber nachdenken, können wir sehen, dass der Privatbesitz – ein mentales Konstrukt, das von Gesetzen und Polizeikräften geschützt wird – aus unserer Welt eine unfreie Welt gemacht hat. Eine Taube, eine Ratte und ein Eichhörnchen haben mehr Bewegungsfreiheit als ein Mensch, der, wo auch immer er hingehen will, auf Zäune und Mauern trifft. Diese Zäune und Mauern gibt es auch in uns. Wir verinnerlichen sie. Wahrscheinlich bleibt unsere Welt immer ungerecht und unfrei, bis wir das System abschaffen, das dem Schutz des Privatbesitzes Vorrang vor allen anderen Rechten gibt.


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    Meditation über die unfassbar großen Ströme


    Die unfassbar großen Strömen haben sich in meinem Geist zu einem geflügelten Wort ausgewachsen. Zuerst schrieb ich in Den Ruf hören von ihnen und kam dann in Vertrauen üben reloaded auf sie zurück mit dem Tenor, dass ich übe, mich diesen Strömen anzuvertrauen.

    Zunehmend kam dabei die Frage auf, woraus speisen sich diese unfassbar großen Ströme?

    Und irgendwie erscheint es mir ganz klar, wir alle speisen die unfassbar großen Ströme. Es handelt sich also um kein passives Mittreiben, sondern wir gestalten mit. JedeR einzelne von uns beeinflusst die Richtung der Ströme ein klein wenig mit. Das macht jede Handlung zu einer magischen. Wir träumen gemeinsam die Ströme, die die Welt formen.

    Hier passt auch der physikalische Feldbegriff wunderbar hin, denn ein Feld ist nicht irgendwie von “außen” vorgegeben, sondern jeder Körper in einem Feld beeinflusst dieses mit. Ein Feld ist auch nicht irgendwo “zu Ende”, sondern umspannt jeweils die gesamte (physikalische) Wirklichkeit.


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    Wenn die Aufmerksamkeitsökonomie heiss läuft


    Über die Aufmerksamkeitsökonomie im Netz habe ich mich ja schon vor 2 Jahren und auch davor & dazwischen immer wieder ausgelassen. Mit den neuesten Skandalen läuft sie nun endgültig heiss. Über Facebook sagt Tim Wu zutreffend, dass das Problem schlicht darin liegt, dass Facebook, wie auch die anderen Medienkonzerne, profitorientierte Unternehmen sind. Sascha Lobo haut in die gleiche Kerbe:

    Wenig empört die Öffentlichkeit so sehr wie das Gefühl, manipuliert worden zu sein. Genau das ist die riesige Ambivalenz des Werbemarktes, und zwar schon immer: Werbekunden wollen, dass ihre Werbung eine Wirksamkeitsgarantie hat - aber das Publikum versteht unter “Wirksamkeitsgarantie” Manipulation. Darin liegen Schwierigkeit und Gefahr für Facebook bei diesem Skandal. Das Social Network muss öffentlich behaupten, dass seine Werbung keine Manipulation ist (für das Publikum) und zugleich, dass seine Werbung als Manipulation funktioniert (für Werbetreibende).


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    Den Ruf hören


    Wie wohl die meisten modernen Menschen habe ich mich in meinem Leben schwer getan, meinen Platz oder meine Berufung zu finden. Das Wort von der Multioptionsgesellschaft macht die Runde, die Frage “Was soll ich mal werden?” stellt sich nun schon mehreren Generationen hintereinander. Ich erinnere auch noch mal daran, wie Fabian Scheidler die traumatisierende Wirkung der Megamaschine beschreibt:

    Ist das Leben in einer intakten (nicht traumatisierten) Gemeinschaft bestimmt von wiederkehrenden Rhythmen und dem Wechsel der Generationen, in dem sich das Leben stets erneuert, so wird dieser Kreis durch traumatische Erfahrungen zerbrochen: Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, sich als Teil eines sinnvollen und im Prinzip gutartigen überindividuellen Zusammenhangs zu sehen, sie sind dissoziiert, herausgerissen aus den Kreisläufen der Natur, der Gemeinschaft und des Kosmos. Alles, was ihnen bleibt, um der Verwüstung der Gegenwart etwas entgegenzusetzen, ist die Vision von einer Zukunft, in der alles anders wird, in der die gegenwärtige kaputte Welt durch eine ganz neue Welt ersetzt wird. Die Fixierung der westlichen Zivilisation auf die Zukunft, sei sie im Himmel oder auf Erden, hat ihren Ursprung in einer umfassenden kollektiven Traumatisierung, in der die Menschen aus allen Sinnzusammenhängen der Gegenwart herausgerissen wurden. […]


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    Es kann einsam werden auf der Metaebene


    Dieser Beitrag ist inspiriert von zwei Büchern, die ich zeitweilig parallel gelesen habe: Simulations of God – The Science of Belief von John C. Lilly und The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order von Samuel Huntington; letzteres auf Empfehlung von Ken Wilber in “Ganzheitlich handeln”.
    Mein großes Vorbild John Lilly beschreibt in seinem Buch, wie wir Menschen uns Glaubenssysteme basteln, an deren Wahrheits- & Wirklichkeitsgehalt wir dann nachher glauben:

    No one can know securely where we came from, where I came from, where you came from. No one can know securely who his parents are or were. We must exist as if real in a world that we were precipitated into without ballast. […]

    We are part of the universe trying to describe itself and the rest of the universe. When one looks inside and sees himself, there is nothing. Feedback is complete in the void; however, there is a sense of being, consciousness, a state of being I am, I am that, I am it, which finally leads one to a variety of apparatus commonly called the human body. We are assigned either a male or a female body and hence the roles we must play with our neighbors are those of a male or a female.


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