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    Aufmerksamkeit und Hierarchien


    Mir ist kürzlich ein neuer Aspekt des großen Themas Aufmerksamkeit(sökonomie) aufgegangen, das mich bekanntlich schon lange beschäftigt. Und zwar ist durch das Internet ja tatsächlich das erste Mal in der Menschheitsgeschichte ein globaler Aufmerksamkeitsraum entstanden, eine echte Weltöffentlichkeit. Vorher gab es zwar schon Massenmedien, die theoretisch in der Lage waren, jeden einzelnen Menschen auf der Erde zu erreichen – aber diese Kommunikation geht nur in eine Richtung, die Massen sind nur passive Empfänger. Im Internet kann nun theoretisch jeder einzelne Mensch zum Sender werden, und zwar theoretisch an alle anderen Menschen.

    So weit so bekannt. Wie funktioniert das nun praktisch? Die zentrale Aussage der Aufmerksamkeitsökonomie ist, dass in dieser Konstellation die Aufmerksamkeit der Menschen zum knappen Gut geworden ist. Ich kann einfach schon prinzipiell nicht allen acht Milliarden anderen Menschen gleichzeitig zuhören oder -schauen.


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    Imperium im Endstadium


    War ja klar, dass schon andere vor mir auf den Gedanken gekommen sind:

    Diese Analogie liegt ja auch sehr nahe.

    Spiegel Februar 2017

    Guardian Juni 2016

    Daily Beast Juli 2015

    Public Radio International März 2019

    Cicero Dezember 2017

    Süddeutsche Dezember 2016 – auf den beiden Porträts sehen sich Trump & Nero erschreckend ähnlich

    Breitbart (!) März 2019

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    Global Clusterfuck


    So langsam frage ich mich, wie dieser Fefe eigentlich seine gute Laune behält. Für mich fing der Tag mit dem nächsten Kapitel der Prozessor-Apokalypse an (nachdem sie bei Google gerade zu dem Schluss gekommen sind, dass man da mit Software-Patches nichts machen kann). Gestern hatte ich schon Fefes Rant über Grafikkartentreiber gelesen:

    Unter Kernel-Code-Auditoren gab es damals teilweise ernsthaft die Frage, warum wir uns hier eigentlich soviel Mühe machen, wenn die Leute da draußen GPUs und Treiber haben, die alles wieder zum Scheunentor machen.

    Ach so, & dann natürlich das Berliner Dauerthema BER, über das ich an dieser Stelle keine weiteren Worte verlieren werde als dass es genau ins Bild von Global Clusterfuck passt.

    Jedenfalls hatte mir ja gestern Abend noch die Meldung vom EuGH-Urteil zur Arbeitszeiterfassung die Laune verdorben.


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    Die Bürokratie wird uns noch alle umbringen – ist das dann Mord oder doch Selbstmord?


    Das Urteil des EuGH zur Arbeitszeiterfassung hat mir gerade nachhaltig die Laune verdorben. Für unser kleines, beschauliches Diamond Lotus Tantra Institut bedeutet das nämlich massive zusätzliche Bürokratie. Nicht dass wir davon nicht schon mehr als genug hätten, mit DSGVO usw. usf.

    Es läuft doch ganz grundsätzlich etwas falsch. Rollen wir das mal an diesem aktuellen Beispiel Arbeitszeiterfassung auf:

    In vielen Betrieben wird heutzutage die Arbeitszeit nicht erfasst. Es wird also nicht dokumentiert, wann die Mitarbeiter in die Firma kommen und wann sie wieder nach Hause gehen. Das führt häufig dazu, dass die maximal zulässige Arbeitszeit überschritten wird.

    Der Grund für das Urteil ist also, dass Menschen (in diesem Fall Arbeitgeber) ihre Freiheit missbrauchen, um andere auszubeuten. Nun gehören auch zum Ausbeuten immer zwei dazu. Das betont auch Fefe in seinem Beitrag zu Überstunden.


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    Evolution: sinnvoll oder unsinnig?


    Beim Lesen von Thomas Metzingers Buch “Der Ego-Tunnel” fiel mir immer wieder auf, wie nachdrücklich er betont, dass die natürliche Evolution weder ein Ziel noch eine Richtung hat. Im 2. Kapitel schreibt er dazu:

    Zunächst dürfen wir nicht vergessen, dass die Evolution von Zufallsereignissen angetrieben wird, dass sie keine Ziel verfolgt oder eine Richtung besitzt und dass sie das, was uns heute als eine kontinuierliche Optimierung von Nervensystemen erscheint, in einem blinden Vorgang von Variation des Erbguts und Selektion durch die Umwelt geleistet hat. Es ist falsch, anzunehmen, dass die Evolution Bewusstsein erfinden musste – im Prinzip hätte es auch ein nutzloses Nebenprodukt sein können. Zu keinem Zeitpunkt gab es so etwas wie eine Notwendigkeit.

    Darin unterscheidet sich die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie grundsätzlich von “spirituellen” Evolutionstheorien wie der von Ken Wilber, denn Wilber postuliert mindestens eine Richtung der Evolution, nämlich hin zu mehr Komplexität und mehr Bewusstheit. (An dieser Stelle wird es interessant, denn empirisch lässt sich diese Richtung doch tatsächlich beobachten, oder? Dieser Frage gehe ich hier jedoch nicht weiter nach.) Viele integrale Denker behaupten neben einer solchen Richtung der Evolution auch, dass diese ein Ziel, einen Endpunkt habe. Teilhard de Chardin nannte diesen den Punkt Omega.


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    Thomas Metzinger über Aufmerksamkeitsräuber


    Das Thema Aufmerksamkeit taucht in diesem Blog immer wieder mal auf (zuletzt der Beitrag Aufmerksamkeitssteuer für “soziale Medien” wie Facebook, Twitter, Instagram), einfach weil ich die Schlacht beobachte, die seit langem darum tobt.

    Im März war ich nun bei einem Vortrag von Thomas Metzinger im Rahmen der MIND Academy hier in Berlin zum Thema “Achtsamkeit und geistige Autonomie”.

    Passend dazu lese ich sein Buch Der Ego-Tunnel, das ich mir zu Weihnachten gewünscht hatte. Darin schreibt er im Kapitel “Eine neue Art von Ethik” folgendes:

    Aufmerksamkeit ist eine begrenzte Ressource, und sie ist absolut essenziell nicht nur für die momentane Lebensqualität, sondern für ein gutes Leben im Allgemeinen. […]

    Heute greifen uns die Werbe- und die Unterhaltungsindustrie aus dem Mediendschungel heraus an, indem sie die innersten Fundamente unserer Erlebnisfähigkeit selbst attackieren und uns immer tiefer in eine vollkommen unüberschaubare und verwirrende Umwelt hineinzerren. Die modernen Aufmerksamkeitsräuber versuchen, uns so viel wie möglich unserer knappen Ressource wegzunehmen – und sie tun dies auf immer eindringlichere und intelligentere Weise. Natürlich machen sie sich zur Erreichung ihrer Ziele auch zunehmend die von den Neuro- und Kognitionswissenschaften erarbeiteten neuen Einsichten in den menschlichen Geist zunutze (eines der hässlichen neuen Trendwörter heisst “Neuromarketing”). Der Psychologe Roy Baumeister spricht in diesem Zusammenhang von Ego Depletion, von einer Erschöpfung oder Entleerung des Ego. Die Idee ist, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle – also das, was man früher einfach die “Willenskraft” genannt hat – auf einer einzigen, aber begrenzten Ressource beruht. Diese Ressource erschöpft sich mit der Zeit, je nachdem, wie oft und wie viel Energie man für die Kontrolle seines eigenen Verhaltens aufwenden muss. Die Willenskraft ist wie ein Muskel, der ermüdet, wenn er ständig überlastet wird.


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    Unsere Heimat nicht den Rechten und dem Kapital überlassen


    Die aktuelle Oya besteht ja hauptsächlich aus Interviews mit Leuten, die mit Oya bisher wenig bis nichts zu tun hatten. Das Gespräch von Leonie Sontheimer mit Thembi Wolf hat mich nun so aufgewühlt, dass ich mich dazu hier im Blog äussere.

    Ich war entsetzt, als ich diese Äusserung von Thembi Wolf las:

    Ja, du kannst den Begriff nicht nur gruselig, sondern auch positiv nutzen. Aber wenn ich eine Oya sehen würde, auf deren Titel »Heimat« stünde, würde ich trotzdem Gänsehaut bekommen, selbst wenn es ganz anders gemeint wäre. Ich wäre dann sicher, dass die Ausgabe nicht für mich geschrieben wurde. Ich hätte dann das Gefühl, dass da jemand nicht nachgedacht hat, was der Begriff für mich bedeutet. Für mich ist er definitiv mit AfD, mit Rechten konnotiert. Am liebsten wäre mir, das Wort würde verschwinden.


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    Echte Anarchisten essen kaum Getreide


    Wieder mal so eine seltsame Überschrift. Was hat das eine mit dem anderen zu tun, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Nun, eine ganze Menge – und darüber kann meines Wissens keiner besser Auskunft geben als James C. Scott.

    Der macht gerade in Oya-Kreisen die Runde, im Beitrag Zukunft säen, Lebendigkeit ernten aus Ausgabe 50 wurde ich so richtig auf ihn aufmerksam. Dieser Ausschnitt aus dem Artikel fasst gut zusammen, worum es geht – und erklärt den Zusammenhang von Getreide und Anarchismus:

    Der Autor fragt darin, warum die frühen Kulturen um 3000 vor unserer Zeitrechnung, die im Mittelmeerraum die ersten großen Städte errichtet haben, ausgerechnet Getreide zum Grundnahrungsmittel erkoren hatten. Getreide beansprucht den Boden stark, ist krankheitsanfällig und macht im Anbau wie in der Verarbeitung viel Mühe. Obendrein sind Getreidebrei oder Brot weder sonderlich gesund noch verträglich. Getreide war aber wie geschaffen für Steuereintreiber, zeigt James Scott. Da es, anders als zum Beispiel die ebenfalls dauerhaft lagerbaren Hülsenfrüchte, nur einmal im Jahr geerntet wird, konnten sich die Mächtigen ein genaues Bild über den Jahresertrag verschaffen und ihren Anteil fordern. Sie brauchten es als Lohn für die Bau­arbeiter, die in den frühen Städten wie Uruk Prunkbauten errichten mussten. Staaten, die auf Getreide basierten, entstanden dort, wo Menschen wegen ungünstiger klimatischer Entwicklungen Mangel litten und Feldbau mit Bewässerunggssystemen betrieben, analysiert Scott. Das erforderte einen hohen Organisationsaufwand und begünstigte damit das Entstehen von Machtstrukturen. Die Mächtigen diktierten schließlich, was auf den Feldern zu passieren hatte, und machten Bäuerinnen und Bauern zu Untertanen. Freiwillig hätten diese die Plackerei des Kornanbauens im großen Stil wohl nicht auf sich genommen. Aber, und das ist der springende Punkt, eine große Getreide-Stadt wie Uruk mit 50 000 Einwohnern entstand nicht zeitgleich mit der Erfindung gärtnerischer und landwirtschaftlicher Techniken, sondern erst 4000 Jahre später. In diesem enormen Zeitraum – doppelt so lange wie die Epoche seit dem Beginn unserer Zeitrechnung – hatte Getreide nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Meist wurden aus Körnerbrei vor allem berauschende Getränke hergestellt! Dass die Menschheit lernte, Pflanzen zu kultivieren, hatte nicht zur Folge, dass von ­einem Tag auf den anderen Siedlungen zwischen ­Getreidefeldern entstanden. Über Jahrtausende hinweg kombinierten die Menschen gelegentliches Jagen und Sammeln mit Viehzucht und dem Anlegen von Gärten, in denen hier und dort auch mal ein Streifen Einkorn oder Emmer wuchs, erklärt James Scott. Sie seien weitgehend gesund, satt und selbstbestimmt gewesen – eine Inspiration für enkeltaugliche Lebensweisen?


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    Kognitive Dissonanz


    Das hier war letzten Sommer in Ramallah. In der Westbank.

    Das erste DJ-Set, das mich zu Tränen gerührt hat.

    Auch hier seht ihr palästinensische Terroristen bei der Arbeit:

    Hier auch:

    Die Doku dazu:


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    Nein, ich habe mir keine Uploadfilter zum Geburtstag gewünscht #NieMehrCDU


    Das Gegenteil ist der Fall. Bleibt mir also heute nur noch daran zu erinnern: #NieMehrCDU. Und danke Julia Reda, auch wenn es am Ende nicht gereicht hat!

    Erstaunliches Detail am Rande: Bernd Lucke (Ex-AfD) hat im EU-Parlament gegen die Reform gestimmt. Das geht aus der Liste von Pledge 2019 hervor.

    Und wie gesagt, #NieMehrCDU. Denkt bei der Europawahl am 26. Mai daran.

    Nachtrag: Lucke empfehle ich bei der Wahl explizit nicht, denn seine “Liberal-Konservativen” sind noch viel mehr eine Partei der Besserverdienenden als die AfD.

    Nachtrag vom 18.04.: Über die Urheberrechtsreform mit ihren Uploadfiltern hinaus könnt ihr die Positionen der Parteien im Digital-O-Mat zur Europawahl 2019 anhand des tatsächlichen Abstimmungsverhaltens überprüfen.

    Nachtrag vom 24.04.: Im Sinne der besseren Lesbarkeit habe ich wieder auf die hellgraue Hintergrundfarbe umgestellt. Außerdem will ich kein falsches politisches Farbsignal für die Europawahl setzen. ;-) #NieMehrCDU


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