Neu, jetzt noch besser! Kapitalistische Tendenzen im Open Source-Bereich
Draußen schüttet’s, eigentlich also ideales Wetter für Computertätigkeiten. Mein Rechner ist allerdings durch Updates blockiert. Zum Rumranten reicht es noch. ;-) Ich arbeite mich nämlich gerade durch die Anleitung zum Upgrade auf KDE Plasma 5. Und das daaauert. Und es funktioniert natürlich nicht auf Anhieb alles, sondern es gibt immer wieder virtuelle Steine aus dem Weg zu räumen (und jetzt rechnet mal von meinem persönlichen Aufwand hoch auf alle, die sich damit herumschlagen müssen!).
Nun frage ich mich, wozu überhaupt der Aufwand. KDE 4 lief doch stabil & einwandfrei. Aber nein, es müssen neue Features her.
Das kennt man üblicherweise von kommerziellen Software-Anbietern. Die machen ihre geplante Obsoleszenz ganz öffentlich, siehe z.B. Microsofts Support Lifecycle. Ich spreche hier ganz bewusst von geplanter Obsoleszenz, denn Software wird ja im Prinzip nie schlecht und geht auch nicht kaputt. Eher ist sie von vornherein schon kaputt, d.h. voller Bugs. Auch bei kommerzieller Software finde ich den Update-Zwang nicht in Ordnung, aber nachvollziehbar. Immerhin wollen die ständig was verkaufen, & dafür brauchen sie eben ständig Updates und Upgrades.
Open Source-Projekte haben das eigentlich nicht nötig, denn sie wollen und müssen nichts verkaufen. Nichts und niemand hält das KDE-Projekt deshalb davon ab, ihre Desktopumgebung an einem bestimmten Punkt für fertig zu erklären und von da an nur noch Bugs zu fixen. Donald Knuth hat das mit TeX vorgemacht.
Nun werden viele Open Source-Projekte von kommerziellen Firmen betrieben, die rund um die von ihnen entwickelte Software Geld verdienen wollen (z.B. Red Hat, SuSE, Intel, IBM u.v.a.). Und KDE basiert auf der Bibliothek Qt, die von einem solchen Unternehmen entwickelt wird. Dennoch wäre es wahrscheinlich viel weniger Aufwand gewesen, KDE 4 an Qt 5 anzupassen.
Aber nein, es muss ja auch vom Open Source-Projekt mal wieder alles neu gemacht werden (Kenner wissen, dass die Überschrift auf ein Kapitel aus den Känguru-Chroniken anspielt). Da scheint sich auch bei Open Source-Softwareentwicklern das Hamsterrad als mentale Infrastruktur fest etabliert zu haben.
Dabei könnten wir doch diese genialen Produktionsmittel dafür verwenden, uns ein gutes Leben mit weniger Update-Aufwand zu machen (siehe Oekonux). Seufz.
Nachtrag vom 13.10.: Bisher ist durch das Plasma 5-Update eher alles schlechter geworden, siehe Bug 356479 - plasmashell uses 100% CPU when there is an animation in the task bar. Noch mal seufz.
Nachtrag vom 24.05.2019: Unbedingt sehenswerter Vortrag zum Thema:
Vergleiche auch Komplexität ist der Feind.
Nachtrag vom 29.05.2019: Und dass mir niemand auf die Idee kommt, GNOME sei besser als KDE. Sobald ich die Zeit dafür finde, werde ich zu LXDE wechseln.
Nachtrag vom 06.08.2019: Es ist vollbracht, mein Linux-Desktop ist jetzt LXDE.