Wir Deutsche als Exportweltmeister sind hauptverantwortlich für die Krise der EU
Damit will ich nicht sagen, dass wir pauschal die Hauptverantwortlichen sind. Weil wir aber die Augen verschließen vor den Folgen des über Jahre hinweg gigantischen Leistungsbilanzüberschusses gerade auch innerhalb der EU, verschlimmern wir die europäische Krise massiv. Deshalb kann ich nur noch mal auf Heiner Flassbecks Artikel Eurokrise: Das kollektive Leugnen der Deutschen oder die Angst vor der Wahrheit hinweisen und darauf, dass wir hier auch eine Guthabenkrise vorliegen haben. Darunter liegt der, nicht nur in Deutschland weit verbreitete, Glaube, dass Schulden etwas Böses oder Schlechtes sind und _Gut_haben etwas Gutes (wie schon in dem Wort steckt). Dabei sind das zwei Seiten ein und derselben Münze. Des einen Schulden sind des anderen Guthaben. Wir können das eine nicht ohne das andere haben. Also ergibt es keinen Sinn, das eine als schlecht & das andere als gut zu bewerten. Das Stichwort lautet volkswirtschaftliche Saldenmechanik.
Dieses Leugnen bestätigt übrigens das, was Barbara von Meibom in ihrem Buch Deutschlands Chance schreibt:
Die Gefahr, die mit solcher Furcht vor Größe einhergeht: Sie liefert die Legitimation, die eigene Macht zu leugnen, zu verkleinern oder herunterzuspielen. Man nimmt für sich das Recht in Anspruch, sich um sich selbst zu drehen, und übersieht dabei die Wirkung des eigenen Tuns auf andere. So rückt auch die Wirkung, die Deutschland als ökonomische Großmacht und stärkste Macht in Europa für das Wohlergehen der Menschen in der Europäischen Union und weit darüber hinaus besitzt, nicht wirklich ins öffentliche Bewusstsein.
Ein Grund für dieses Verleugnen der eigenen Macht kann durchaus sein, dass in den wesentlichen Machtpositionen derzeit vor allem Kriegskinder sind, die als Kinder im Krieg darauf konditioniert wurden, ja nicht aufzufallen (sonst schießt jemand auf dich). Unter solchen Umständen würde natürlich niemand laut über die eigene Macht reden, denn die Macht der bewaffneten Gegner ist in jedem Fall größer & gefährlicher.
Der akute Anlass dieses Beitrags ist der Vortrag von Stratfor-Gründer & -chef George Friedman, der damit der morgigen Veranstaltung Droht Europa ein neuer Kalter Krieg? vorgreift:
Darin erwähnt er auch, dass die USA die “Revolutionen” in der Ukraine, Georgien und anderswo maßgeblich mitfinanziert haben und Russland das als aggressiven Akt interpretiert hat (siehe Kaukasuskrieg 2008). Damit einher ging die NATO-Osterweiterung, auf die ich immer wieder hinweise und in Frage stelle, dass es sich dabei heute noch um ein Verteidigungsbündnis handelt. Und wenn er da über die “Desintegration Russlands” redet, sollten wir uns daran erinnern, dass das die größte Atommacht auf diesem Planeten ist.
Entlarvend finde ich auch seine Aussage
The primordial interest of the United States […] has been the relationship between Germany and Russia, because united they are the only force that could threaten us, and to make sure that doesn’t happen.
Nachtrag vom 22.05.2017: Die aktuelle Anstalts-Folge bringt es auf den Punkt: