Schlagwort: gemeinschaffen

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    Wilber, Evolution und Eigentum


    Vor kurzem habe ich das erste richtig dicke Buch von Ken Wilber angefangen, Das Wahre, Schöne, Gute. Bisher war ich immer noch skeptisch vor allem was das Evolutionäre in Wilbers Theorie angeht. Es schwang mir ein gewisser blinder Fortschrittsglaube darin mit, nach dem Motto “später wird alles besser”. Heute bin ich nun tatsächlich ein Wilber-Fan geworden, angeregt durch das 2. Kapitel “Im Licht unserer Zeit – Integrale Anthropologie und die Evolution der Kulturen”. Da geht es genau um diesen Knackpunkt der (kulturellen) Evolution. Er geht darin (wie offenbar auch schon umfassender in seinem Buch Halbzeit der Evolution, das ich noch nicht gelesen habe) auf die Frage ein Wie kann man vor dem Hintergrund von Auschwitz von einer kulturellen Evolution sprechen?
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    Besitztrance


    Dass ich da nicht schon längst selber drauf gekommen bin – neben Opfer- und Schöpfertrance gibt es in unserer Kultur eine massenhaft verbreitete Besitztrance. Das Wort entstammt der Überschrift des 11. Kapitels von How Soon Is Now? (siehe auch den Beitrag Daniel Pinchbeck über die Befreiung der Liebe), wo er im Wesentlichen meinen Beitrag Ego, Schuld und Eigentum: Die Illusion des Getrenntseins in anderen Worten und mit Bezug auf Rousseau, Karl Marx, Oscar Wilde und Buckminster Fuller wiedergibt. Pinchbeck schreibt: In einer Gesellschaft, die sich auf Eigentumsrechte gründet, fühlen sich die Menschen nicht sicher. Sie sind gezwungen, miteinander zu wetteifern – an des anderen Stuhl zu sägen und einander anzugreifen –, um zu Reichtum zu kommen oder diesen zu schützen. […] Wenn wir darüber nachdenken, können wir sehen, dass der Privatbesitz – ein mentales Konstrukt, das von Gesetzen und Polizeikräften geschützt wird – aus unserer Welt eine unfreie Welt gemacht hat.
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    Globales Projekt 2018: Ein lebensförderndes Anreizsystem


    Ein Geldsystem ist – neben vielem anderem – immer auch ein Anreizsystem. Bestimmte Tätigkeiten sind lukrativer als andere. Es geht also beim Geld nicht nur um abstrakten Wert, sondern auch um ganz konkrete Werte: Was wollen wir als Gesellschaft/als Kultur fördern, was soll weniger werden? Ich erzähle Euch wohl nichts neues, wenn ich sage, dass unser derzeitiges Geldsystem massiv schädliche Anreize für Planet und Menschheit setzt: Es ist lukrativ, Gewehre und Panzer zu bauen, Wälder zu roden, mit Schleppnetzen zu fischen, usw. usf. Es ist nicht lukrativ, seine dementen Eltern zu pflegen, Wälder aufzuforsten, Böden zu regenerieren, Kinder aufzuziehen usw. usf. Dass es durchaus ganz anders gehen könnte, und das mit gar nicht so massiven Veränderungen, beschreibt Charles Eisenstein in meinem Lieblings-Wirtschafts-Buch.
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    Heimat


    Am Wochenende gehe ich zur Strategiewerkstatt der Bewegungsstiftung, & einem spontanen Impuls folgend habe ich deshalb eben das Buch Webs of Power von Starhawk noch mal in die Hand genommen, das seit Jahren zur Hälfte gelesen in meinem Regal steht. Darin hat mich das Kapitel Our Place in Nature kalt erwischt (zu deutsch “Unser Platz in der Natur”). Schlagartig kam das Gefühl wieder, das ich schon im Beitrag Wir ziehen uns buchstäblich selbst den Boden unter den Füßen weg beschrieben hatte. Und mir fiel auch gleich dazu ein, wie Fabian Scheidler im 4. Kapitel von Das Ende der Megamaschine die aus traumatischem Erleben entspringenden apokalyptischen Vorstellungen beschreibt: Ist das Leben in einer intakten (nicht traumatisierten) Gemeinschaft bestimmt von wiederkehrenden Rhythmen und dem Wechsel der Generationen, in dem sich das Leben stets erneuert, so wird dieser Kreis durch traumatische Erfahrungen zerbrochen: Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, sich als Teil eines sinnvollen und im Prinzip gutartigen überindividuellen Zusammenhangs zu sehen, sie sind dissoziiert, herausgerissen aus den Kreisläufen der Natur, der Gemeinschaft und des Kosmos.
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    Wellness vs. Solidarität


    Eben habe ich die britische Feministin Laurie Penny entdeckt, über ihren sehr lesenswerten Artikel Die Wohlfühl-Lüge. Die Wohlfühl-Ideologie ist ein Symptom einer breiteren politischen Krankheit. Die Bürden von Arbeit und Arbeitslosigkeit, die Kolonialisierung aller öffentlichen Flächen durch privates Geld, der prekäre Alltag und die wachsende Unmöglichkeit, sich in Gemeinschaften zu organisieren, führt dazu, dass jeder für sich versucht, zu überleben. Wir sollen glauben, dass Arbeit allein unser Leben verbessern kann. Chris Maisano argumentiert, dass “individualistische und therapeutische Antworten auf die Probleme unserer Zeit nicht schwer zu begreifen sind. Aber nur wenn wir Gemeinschaften bilden, vertrauen wir wieder in unsere kollektiven Fähigkeiten, die Welt verändern zu können”. Die Wellness-Ideologie begegnet diesem sozialen Wandel in zwei wesentlichen Punkten. Erstens überzeugt sie uns davon, dass es kein wirtschaftliches Problem ist, wenn wir krank, traurig und erschöpft sind.
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    Mein finanzielles Coming out


    Vorgezogener Nachtrag vom 11.10.2020: Mir fällt auf, dass ich bisher gar nicht die Gesamtsumme meines Erbes in diesem Beitrag genannt habe. Den Pflichtteil meines Vaters in Höhe von 174.969,50 € hatte ich am 04.12.2019 genannt, den Anteil vom Erbe meiner Mutter noch nicht. Das waren rund 125.000 € (ich kann es inzwischen tatsächlich nicht mehr auf Euro & Cent genau nachvollziehen), insgesamt habe ich also rund 300.000 € geerbt. Damit empfinde ich mich tatsächlich als vermögend, auch wenn ich nur mit einer sehr ausgeklügelten Strategie nebst viel Glück von den Erträgen dieses Erbes für den Rest meines Lebens leben könnte. Das will ich auch gar nicht. Dennoch erlebe ich schon seit dem Erbe meiner Mutter, dass ich mir nun einfach Dinge problemlos leisten kann, die vorher eine große Hürde für mich darstellten oder sogar völlig undenkbar waren.
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    Digital Information in the Public Domain


    Vor kurzem habe ich eine Hausarbeit für das Seminar “Informatik und Gesellschaft” im Rahmen meines Informatikstudiums wiedergefunden, die heute ihren 16. Geburtstag feiert. Sie stammt vom 5. Juli 2000 und enthält schon einige der roten Fäden, die mein Leben seither begleiten (siehe die Liste der Tags). Lest selbst: Hier noch mal als Direktlink: Digital Information in the Public Domain.
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    Meine Reise ins Mysterium Geld


    Die Überschrift spielt auf das Buch Mysterium Geld von Bernard Lietaer an, das ich gerade durchgelesen habe. Es bildet die bisherige Krönung meiner Reise in die Welt des Geldes, deshalb ganz am Ende dieses Beitrags mehr darüber. Das Buch nehme ich zum Anlass, aufzulisten, wo und wie ich in meinem Leben schon überall bewusst mit Geld in Kontakt gekommen bin, und welche verschiedenen Aspekte des Geldes ich schon berührt habe. Da kommt eine ganze Menge zusammen, vieles davon hier im Blog dokumentiert. Noch bevor ich das Geld an sich im Fokus hatte, wurde ich bereits in der Schulzeit von Daniel Yergin in seinem dicken Buch “Der Preis - Die Jagd nach Öl, Geld und Macht” darauf aufmerksam gemacht, welche zentrale Rolle sowohl für die Weltpolitik als auch für unser aller tägliches Leben die Wirtschaft und damit das Geld spielt.
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    Zentralbank als Bürgergenossenschaft


    Letztens kam mir eine Idee, die so simpel erscheint, dass ich mich bisher noch nicht getraut habe, sie zu veröffentlichen. Dabei könnte sie unser Geld- und Wirtschaftssystem revolutionieren: Die Zentralbank eines jeweiligen Währungsraums wird zu einer Art Genossenschaft umgebaut. Jeder Bürger dieses Staates bzw. der Staaten dieses Währungsraums wird automatisch durch Staatsangehörigkeit zum Mit-Genossenschafter, und zwar mit genau einem Genossenschaftsanteil. Weiterhin wird in den Statuten der Zentralbankgenossenschaft festgeschrieben, dass alle ihre Gewinne gleichmäßig als Dividende an die Genossenschaftsmitglieder fließen. Auf diese Weise ergibt sich ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz von selbst, und darüber hinaus völlig ohne zwangsweise Umverteilung. In Österreich arbeiten die Gemeinwohl-Ökonomie-Leute an so etwas in kleinem Maßstab, dem Projekt Bank für Gemeinwohl. Da es sich um eine private Institution handeln wird, fällt dabei der Aspekt des Grundeinkommens natürlich weg.
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    Reiche, verschenkt euren Reichtum und ihr werdet reich bleiben


    Dieser Eisenstein ist einfach ne Wucht, hier eine Stelle aus Kapitel 7: Selbst wenn man sich vor allem um seine eigene zukünftige Sicherheit sorgt, ist die Gemeinschaft wahrscheinlich die beste Investition überhaupt. Wenn das Finanzsystem zusammenbricht, sind die meisten Investitionen nur mehr Papierstücke oder Computerdateien. Ihr Wert besteht einzig darin, dass sie auf einem Geflecht aus gesellschaftlichen Übereinkünften beruhen, das sie einbettet und innerhalb dessen sie interpretiert werden. Selbst Gold bietet nicht viel Sicherheit, wenn die Dinge richtig schlecht laufen. In extremen Krisenzeiten konfiszieren Regierungen meist private Goldreserven – Hitler, Lenin und Roosevelt haben das alle gemacht. Und wenn sogar die Regierung zusammenbricht, dann werden Leute mit Maschinengewehren kommen und sich Ihr Gold oder andere Reichtümer holen. Ich lese manchmal die Finanzwebsite Zero Hedge wegen der dort zu findenden bemerkenswerten Einblicke in die Heucheleien und Machenschaften der Finanzelite.
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