Russia Today: sauber gekontert
Seit der Wächter-Saga liebe ich russischen Humor, und Russia Today hat auf den Maulwurf der NEON-Redaktion sauber gekontert: Ein Maulwurf bei RT Deutsch: NEON-Journalist spionierte die Redaktion aus. Wohlgemerkt nicht nur mit Humor, sondern auch vielen Hintergrundinformationen, die dem deutschen Mainstream wohl größtenteils unbekannt sind, ihm von der Lügenpresse jedenfalls systematisch vorenthalten werden. Das ganze schreibe ich als schon seit längerem besorgter Bürger dieses Landes. Ein kurzer Ausschnitt möge als Appetithappen genügen:
Wer ernsthaft glaubt, den Putin-Bashern gehe es tatsächlich um Schwulenrechte, ist schlichtweg naiv und sollte sich lieber fragen, warum die Steinigung von Homosexuellen in Saudi-Arabien oder die erzkonservative Abneigung gegenüber alternativen Lebensmodellen im Bible Belt der USA lediglich Themen für 3sat-Reportagen sind, niemals aber eine Rolle bei realpolitischen Entscheidungen spielen werden.
Und der “Maulwurf” Martin Schlak schreibt sehr differenziert über das, was er bei RT Deutsch erlebt hat, auch hier nur ein kurzer Ausschnitt:
Der Konferenztisch im ersten Stock, hier in der Redaktion in Berlin, ist nicht der Ort, an dem Lügen entstehen. Es ist der Ort, an dem Zweifel gestreut werden. Hier entsteht keine Wahrheit, hier wird Wahrheit aufgelöst.
Und schon im Dezember letzten Jahres zeigte Russia Today selbstironischen Humor auf YouTube:
Der deutsche Propagandasender Deutsche Welle hält sich hingegen straff an die Vorgaben des Reichspropagandaministeriums, äh, Verzeihung, des Auswärtigen Amtes, bezüglich Russlands. Die Deutsche Welle erwähnt Martin Schlak in seinem Artikel auch:
Das Geld dafür wird aus dem russischen Staatshaushalt überwiesen, im Jahr 2015 erhielt RT etwa 250 Millionen Euro. Das ist ein ähnlich hohes Budget wie das der Deutschen Welle. Die Deutsche Welle ist der deutsche Auslandsrundfunk, bezahlt aus dem Staatshaushalt. Im Gesetz steht, er soll “deutschen und anderen Sichtweisen zu Politik, Kultur und Wirtschaft ein Forum” geben. Ist es nicht genau das, was auch Russia Today macht? Um Verständnis für die russische Position zu werben? Nenne ich dieses Werben vielleicht voreilig Propaganda? Weil Russland, dieses Riesenreich, mir fremd ist? Meine Meinung über Russland ist aus den Medien geprägt, ich habe kaum russische Bekannte. Und in den Medien dominiert das Bild von Russland als Aggressor, von Putin als dem ehemaligen Spion, dem man nie vertrauen sollte.
Beim Thema Geheimdienste greift er allerdings ganz tief ins Klo:
Ivan liest, zögert, dann geht er zu der Kollegin am Teleprompter und bittet sie: “Kannst du hier noch drei Wörter einfügen?” Die Wörter lauten: “Seiner Ansicht nach.” Also liest die Moderatorin später vor: “Wenn eine Partei die freiheitlich-demokratische Grundordnung – seiner Ansicht nach – gefährdet, schaltet sich der Verfassungsschutz ein.” Die drei Wörter machen den Satz nicht zu einer Lüge und doch verändern sie seine Aussage: Der Verfassungsschutz schaltet sich nicht dann ein, wenn die Grundordnung tatsächlich gefährdet ist, sondern wenn er eine Gefährdung heraufbeschwört. Klingt, als wähle der Verfassungsschutz willkürlich aus, wen er überwacht. Und wahrscheinlich soll es auch so klingen. Wo immer es möglich ist, wackelt Russia Today am Bild eines Landes, das rechtsstaatlich geregelt ist.
Lieber Martin Schlak, kommen wir noch mal zurück zu dem, was du einige Absätze weiter oben geschrieben hattest: Der Konferenztisch im ersten Stock, hier in der Redaktion in Berlin, ist nicht der Ort, an dem Lügen entstehen. Es ist der Ort, an dem Zweifel gestreut werden. Ob die freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährdet ist, kann nie ein Fakt sein, sondern immer nur eine Einschätzung. Der Verfassungsschutz verfährt exakt so, wie Russia Today es beschrieben hat. Wir leben in einer Illusion von Rechtsstaat. Das hat sich doch inzwischen sogar in der Lügenpresse rumgesprochen (siehe NSU-Prozess), aber manche haben es offenbar immer noch nicht begriffen.
Hausaufgabe, bevor du auch nur einen einzigen weiteren Satz in irgendeinem Medium veröffentlichst: Die Anstalt-Folge vom 26. Mai 2015 anschauen. Ganz.
Zum Vergleich am Schluss noch eine Karte mit den Militärstützpunkten Russlands und der USA, die für sich spricht (Quelle: Infografiken von SIPER): Dabei sind hier nur die Länder gekennzeichnet, in denen jeweils überhaupt Militärbasen eingerichtet sind, insgesamt haben die USA je nach Zählweise zwischen gut 700 und an die 1000 Militärbasen im Ausland (vgl. Base Nation), während die wenigen russischen Militärbasen im Ausland nicht mal einen eigenen Wikipedia-Artikel wert sind.
Nachtrag vom 26.10.: Russland wird weiter von der NATO umzingelt.