Im Krieg gibt es keine Win-Win-Situationen
Durch meine Familiengeschichte beschäftigt mich nun schon seit langem der Krieg. Jetzt erst ist mir klar geworden, dass es im Krieg keine Win-Win-Situationen gibt (und wie sich das auswirkt). Da gilt das Prinzip “er oder ich”, “die oder wir”. Es kann nur einen geben. Ein Krieg wird geführt, um ihn zu gewinnen. Dazu muss der Feind den gleichen Krieg verlieren. Anders geht es nicht, anders ergibt Krieg gar keinen Sinn.
Diese Kriegslogik wirkt nun zwangsläufig nach dem Krieg noch lange weiter, denn all die Soldaten, die den Krieg überlebt haben, haben das nur, weil sie Win-Win-Situationen in ihrem Denken kategorisch ausgeschlossen haben. Wenn ich mit meinem Gewehr einem feindlichen Soldaten gegenüberstehe und mich frage, wie wir zu einer Lösung kommen können, von der wir beide etwas haben, bin ich ganz schnell tot.
Im 2. Weltkrieg haben in der Wehrmacht insgesamt 18 Millionen deutsche Männer gekämpft. Davon haben knapp 3 Viertel überlebt. Diese Millionen von Männern sind dann wieder in ihre Familien, oder was noch davon übrig war, zurückgekehrt, haben wieder in Unternehmen und staatlicher Verwaltung gearbeitet und dorthin überall die Kriegslogik mitgebracht, die ihnen das Leben gerettet hatte.
Und da wundern wir uns, dass es bis heute so schwer fällt, Win-Win-Situationen überhaupt zu denken? Das Phänomen ist natürlich global. Alle, die in einem Krieg gekämpft und überlebt haben, haben die Möglichkeit, dass “alle Beteiligten und Betroffenen einen Nutzen erzielen”, gründlichst ausgeschlossen.
Uff. Da liegt noch viel Arbeit vor uns.
In der Sprache von Spiral Dynamics entspricht die Kriegslogik dem Roten Mem, während erst auf Orange Win-Win-Situationen denkbar sind, auch wenn sie dort noch die Ausnahme darstellen (auf Blau spielt individueller Nutzen keine Rolle).
Und jetzt muss ich doch noch das Lied von Hannes Wader in der Version mit Reinhard Mey und Konstantin Wecker hier einbinden: