Chiptunes 4eva!!!
Es hat mich wieder gepackt, wegen Grafikdemos und C64-Chiptunes habe ich mir gestern mehr als die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Unfassbar, was diese Coder aus den Maschinen rausholen. Die Kategorie von Grafikdemos, die mich schon immer am meisten fasziniert hat, sind die 4K-Intros. Das sind Demos, die in maximal 4 Kilobyte Dateigröße gepackt werden. Was da heute möglich ist, schaut euch in folgender YouTube-Playliste an: 128b - 4k Intros/Demos in HD. Der Name ist nicht ganz korrekt, es sind auch ein paar 64K-Intros dabei, dafür aber eben auch noch kleinere Intros wie z.B. 1K-Intros. Das hier steckt in einer 1 Kilobyte kleinen Datei:
Die bauen in diese Intros nebenbei auch noch einen Software-Synthesizer für die Musik ein, weil Samples natürlich viel zu viel Speicherplatz wegnehmen würden, hier am Beispiel von Hartverdrahtet von den Akronymen Analogikern. Dieses Intro verwendet den Softsynth 4klang.
Bei der Gelegenheit habe ich auch meine Future Crew - Second Reality-Playliste ergänzt um den C64-Port von Second Reality sowie eine Inszenierung der Grafikdemo in Real Life (“Real Reality”). Drei weitere Klassiker habe ich in die Playliste Tran einsortiert. Und weil’s so schön ist, hier noch eine 64K-Playliste (nicht von mir).
Und ich habe entdeckt, dass scene.org gerade beim Relaunch ist.
Wolfram ist übrigens, neben seiner Arbeit am Linux-Kernel, weiterhin in der Demoszene aktiv, er hat sogar die diesjährige Revision organisiert.
Nun aber zur Überschrift, den Chiptunes. Wolfram hat mich ja seinerzeit mit SID-Musik infiziert. Das hatte ich in den letzten Jahren nicht weiter verfolgt. Inzwischen ist sowohl die Qualität der Emulatoren als auch die Fertigkeit der SID-Musiker weiter fortgeschritten, so gibt es z.B. jetzt 2SID-Musik, die von zwei Soundchips parallel abgespielt wird, so dass dadurch auch Stereoklang möglich ist.
Unter Linux ist als Emulator derzeit wohl sidplayfp state of the art. Damit dieser Emulator voll funktioniert, braucht ihr noch drei Original C64-ROMs, nämlich die Dateien basic
, chargen
und kernal
, die ihr im SVN von VICE bekommt. Die drei Dateien gehören nach /usr/share/sidplayfp/
.
Wer Java auf seinem Rechner hat, kann JSIDPlay2 direkt ohne Installation ausprobieren.
Audacious mit dem dazugehörigen SID-Plugin, das auf libsidplayfp zurückgreift, eignet sich auch hervorragend als Player unter Linux.
Unter Windows empfehle ich XMPlay mit dem dazugehörigen SID-Plugin. XMPlay kann auch die allermeisten Arten von MOD-Dateien abspielen.
Die HVSC wurde, seit ich sie vor 10 Jahren das letzte Mal runtergeladen habe, komplett reorganisiert & ist natürlich massiv gewachsen seitdem. Zwei aktuelle Tracks, die mich gerade begeistern, sind “Doors of Perception” von Glenn Rune Gallefoss aus der gleichnamigen C64-Demo und “Singularity” von Carsten Berggreen (Scarzix), ein 2SID, das ihr euch ohne weitere Hilfsmittel bei Soundcloud anhören könnt. Behaltet dabei im Hinterkopf, dass die Originaldatei 6064 Bytes groß ist!!!
Zum Abschluss noch ein Track von Fanta direkt vom C64 mitgeschnitten:
Nachtrag: Eben habe ich noch Capped.TV entdeckt, eine Seite, die Bildschirmmitschnitte von Demos archiviert, quasi das YouTube für Grafikdemos. Dass es darunter immer wieder große Kunst gibt, zeigt exemplarisch The Butterfly Effect von Andromeda Software Development: MP4-Direktlink wegen aussterbendem Flash.
Und wenn es keine große Kunst ist, dann doch zumindest ein krasser Trip: Auch hier der MP4-Direktlink.
Update vom 28.10.: Wenn Nerds sich als DJ betätigen ;-)
Update vom 29.10.: Da hatte ich doch glatt vergessen, auf DOSBox hinzuweisen, mit dem ihr die alten DOS-Demos auf aktuellen Rechnern ausführen könnt (Linux, Mac, Windows, gibt’s sogar für Android).