Ackerland jenseits von Spekulation
Wer mein Blog schon eine Weile verfolgt, weiss, dass mir gesunde Böden durch aufbauende Landwirtschaft sehr am Herzen liegen, siehe Klimagerechtigkeit braucht die Agrarwende. Nun weht diesem Anliegen in unserem kapitalistischem Wirtschaftssystem ein heftiger Gegenwind entgegen. Denn mit Eigentum an Grund und Boden wird spekuliert, und das treibt die Preise hoch. Grundeigentum eignet sich dafür besonders gut, denn im Wesentlichen lässt sich der Boden nicht vermehren (sieht frau von künstlichen Inseln o.ä. mal ab).
Das betrifft in besonderem Maße auch das Ackerland. Vor fünf Jahren bin ich deshalb Mitglied bei der BioBoden Genossenschaft geworden. Deren erste Generalversammlung führte zu meinem Beitrag Wir ziehen uns buchstäblich selbst den Boden unter den Füßen weg.
Erst vor kurzem habe ich die Kulturland Genossenschaft entdeckt, obwohl diese schon 2014 gegründet wurde. Da bin ich nun auch frisch Mitglied geworden. Kulturland gefällt mir noch besser als BioBoden, weil sich Kulturland explizit als eine neue Allmende versteht. Damit reiht sich Kulturland in die Riege des Gemeinschaffens bzw. Commoning ein. Und während BioBoden bei guter wirtschaftlicher Entwicklung eine Dividende nicht ausschliesst, tut Kulturland das explizit.
Und weil alle guten Dinge drei sind: Ebenfalls vor kurzem ist das Ackersyndikat gestartet. Dem geht es auch darum, Ackerland dem Markt zu entziehen, nach dem Vorbild des Mietshäuser Syndikats.
Nachtrag: Über das Crowdfunding für ein Waldgartenprojekt östlich von Berlin wurde ich nun auch noch auf die Ökonauten eG aufmerksam. Das ist eine Genossenschaft wie BioBoden oder Kulturland, die ebenfalls Land für ökologische Bewirtschaftung kauft und verpachtet, allerdings mit dem Unterschied, dass dort quasi eine Solidarische Landwirtschaft gleich integriert ist (daher beschränken die sich auf Berlin/Brandenburg):
Die Ökonauten eG erwirbt mit den Mitgliedseinlagen gemeinschaftlich Agrarflächen in Brandenburg und Berlin und stellt diese Junglandwirten und Öko-Betrieben zu fairen Bedingungen zur Verfügung. Der Landwirt produziert auf diesen Flächen nach seinem Betriebskonzept ökologische Lebensmittel und stellt den Mitgliedern der Genossenschaft einen Teil seiner Ernte zu transparenten Preisen zur Verfügung. Durch die besondere Vermarktungsform entsteht ein Erzeuger-Verbraucher-Netzwerk, das beiderseitige Vorteile bringt. Unsere Landwirte haben eine höhere Planungssicherheit und werden durch auf die regelmäßige freiwillige Mithilfe von Mitgliedern in Arbeitseinsätzen auf den Betrieben unterstützt. Der Verbraucher erhält hochwertige Lebensmittel aus der Region und die Möglichkeit, einen Einblick in landwirtschaftliche Tätigkeiten und Prozesse zu gewinnen.
Als Ökonautin ist frau also viel enger mit den Landwirtinnen verbunden, als das bei BioBoden oder Kulturland der Fall ist. Wer allerdings “nur” Geld zum Investieren übrig hat, aber schon anderweitig mit Lebensmitteln versorgt ist, ist daher bei den beiden anderen besser aufgehoben. Und da wir bei Berlin/Brandenburg sind, weise ich jetzt doch noch mal auf die hiesige Regionalwert AG hin. Bei der läuft bis zum Jahresende noch eine Kapitalerhöhung.
Nachtrag vom 20.03.2021: Bei der heutigen Generalversammlung der Kulturland eG habe ich noch weitere Akteure in diesem Bereich kennen gelernt. Da gibt es zum einen schon seit Ende der 80er Jahre die Stiftung Aktion Kulturland. Weiterhin ist die Kulturland eG Teil des Netzwerks Flächensicherung, das wiederum eingebettet ist in das europäische Netzwerk Access To Land.