Schlagwort: Gemeinschaffen
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Die Hippies, die CIA, LSD, das Internet und der Unabomber
Über die Verbindung von Heinz von Foerster und George Spencer-Brown habe ich den Film Das Netz entdeckt und mir umgehend angeschaut. Er ist in Gänze auf YouTube zu finden, ich habe ihn mir dennoch der besseren Qualität und der Bonus-Interviews wegen aus der Videothek ausgeliehen:
In wenigen Worten geht es darin um (mir teilweise vorher unbekannte) Verbindungen zwischen der Hippie-Bewegung, bestimmten zentralen Entwicklungen der modernen Wissenschaft (allen voran die Kybernetik) und der Entstehung des Internet. Dabei hangelt sich der Film entlang der Geschichte des so genannten Unabombers Ted Kaczynski.
Neben dem Film beziehe ich mich nun vor allem auf sein Manifest Industrial Society and Its Future (auch im Archiv der Washington Post), von dem es eine deutsche Übersetzung gibt.
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Voraussetzungen für allgemeine bedürfnisorientierte Re/produktion (Christian Siefkes)
Im Oktober hatte ich mich in einem Beitrag mit den Voluntaristen auseinandergesetzt, die eine freie Gesellschaft allein auf dem Konzept des Eigentums aufbauen wollen. Darin hatte ich zunächst nur dargelegt, warum gerade Eigentum dafür völlig ungeeignet ist, allerdings noch nicht verraten, was ich denn stattdessen für geeignet(er) halte. Schon damals hatte ich dabei an die Bedürfnisse gedacht, obwohl ich auch diese bekanntlich nicht absolut setzen will. Nun hat Christian Siefkes im keimform-Blog einen Artikel geschrieben, der mir diese Arbeit abnimmt, besser hätte ich es nicht ausdrücken können: Voraussetzungen für allgemeine bedürfnisorientierte Re/produktion.
Eine postkapitalistische Gesellschaft muss sich um andere Ziele drehen – solange der Profit noch das allgemeine Ziel ist, kann man sich sicher sein, noch im Kapitalismus zu leben. Wenn sich die Bedürfnisse der Menschen in Zukunft allerdings einem ganz anderen, aber ebenso willkürlichen Ziel unterordnen müssten, wäre wenig gewonnen. Ein echter Bruch, eine allgemein lebenswerte Gesellschaft, setzt vielmehr voraus, dass das Überleben, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen – und zwar aller Menschen! – selbst zum allgemeinen Zweck der gesellschaftlichen Organisation werden, statt nur Mittel für einen anderen Zweck zu sein.
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Eigentum als Instrument von "Teile und herrsche"
Seit einigen Monaten setze ich mich mit den Voluntaristen bzw. Libertaristen auseinander (vorrangig auf der Website FreiwilligFrei), deren Schlussfolgerungen ich größtenteils teile. Sie streben kurz gesagt eine Gesellschaft an, die auf vollkommener Freiwilligkeit aller Menschen beruht, also eine Gesellschaft ohne Zwang. Das tue ich auch. Was mir allerdings große Bauchschmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass Volutaristen dabei ausschließlich vom Konzept des Eigentums (sowie einer esoterischen Angelegenheit namens “Selbsteigentum”) ausgehen, welches ich ja bekanntlich für nicht hilfreich, sondern eher unsinnig halte. Exemplarisch findet man diese Begründung in Kapitel 4 von Hans-Herrmann Hoppes Buch Eigentum, Anarchie und Staat.
Im folgenden will ich darlegen, warum das Konzept des Eigentums nicht nur nicht hilfreich, sondern zur Begründung einer Gesellschaft ohne Zwang sogar kontraproduktiv ist. Denn letzten Endes ist (Privat-) Eigentum nichts anderes als das Prinzip von Teile und Herrsche. Dieses Prinzip besteht darin, dass man Menschen gezielt dahin treibt, sich unterschiedlichen und gegeneinander gerichteten Interessengruppen zuzuordnen. Damit wird verhindert, dass sich diese Menschen für eine gemeinsame Sache zusammentun. Wie die Scherben so schön singen: Allein machen sie dich ein. Das Konzept von Eigentum macht nun in letzter Konsequenz jede und jeden zu einer 1-Personen-Interessengruppe gegen den Rest der Welt mit dem Ziel, das jeweilige Eigentum zu bewahren und zu vermehren. In der Ökonomik nennt sich das Homo oeconomicus oder rationaler Nutzenmaximierer und ist die Grundlage der gesamten neoklassischen Wirtschaftstheorie.
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Zwangsweise umverteilen? Nein Danke!
Ich bin entschieden gegen Umverteilen jeglicher Art, sofern das nicht alle Beteiligten freiwillig tun. Daher will ich einerseits das Geldsystem ändern, das eine Umverteilung von unten nach oben fest eingebaut hat, andererseits halte ich überhaupt nichts von den immer lauter werdenden Rufen nach “Umfairteilen”, wie es jetzt auf Neudeutsch heißt. Denn das sind faktische Rufe nach dem Staat, dieser möge sein Gewaltmonopol in Stellung bringen, um den bösen “Steuersündern” die hinterzogenen Steuern wieder abzuknöpfen - wenn’s sein muss, hinter vorgehaltener Waffe (siehe auch meinen Beitrag zu Steuern, Zinsen und Herrschaft). Besonders absurd wird es, wenn das so genannte Anarchisten fordern, am besten noch, die “Steuersünder” in den Knast zu bringen, sie auf jeden Fall zu bestrafen.
Noch mal: Ein Großteil dieser in Sicherheit gebrachten Vermögen sind ihrerseits durch zwangsweise, systemimmanente Umverteilung zustande gekommen, die ich als solche verurteile.
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Steuern und Zinsen sind die Folgen von Herrschaft
Wenige Tage bevor ich auf #OffshoreLeaks aufmerksam wurde, habe ich angefangen, noch einmal den bahnbrechenden Artikel Macht, der Staat und die Institution des Eigentums von Paul C. Martin (kurz PCM) zu lesen. Hintergrund war eigentlich, dass die herrschende neoklassische Wirtschaftstheorie sowohl den Ablauf von Zeit in wirtschaftlichen Vorgängen als auch Macht- bzw. Herrschaftsverhältnisse völlig ausblendet. Als ob diese keine entscheidende Rolle in unserer Gesellschaft spielten…
Nun ist das Thema Steuern und Steuerflucht in aller Munde. Da ist es an der Zeit, einmal zu beleuchten, was es mit den Steuern überhaupt auf sich hat. Es handelt sich dabei um Forderungen des Staates an seine Untertanen, die er notfalls mit seinem Gewaltmonopol durchsetzt. Das Unterschlagen von zu zahlenden Steuern, mithin die Steuerhinterziehung, ist mit gutem Grund eine Straftat und für den Staat absolut keine Bagatelle. Denn sie sägt an seinen Grundfesten, droht ihm seine materielle Grundlage zu entziehen.
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Spanish Revolution - time to fly
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Banken erfinden Geld aus Luft - Interview im Standard mit Franz Hörmann
Dieser Artikel fasst absolut aufs höchste komprimiert zusammen, was in unserem Wirtschafts- & Finanzsystem abgeht: Banken erfinden Geld aus Luft.Update vom 22.08.2013: Inzwischen weiß ich, dass in der vielfach, auch im obigen Artikel kolportierten Form gar keine Geldschöpfung aus dem Nichts stattfindet. Das ändert aber nichts daran, dass ich die grundlegende Vision von Franz Hörmann genial finde.
Ich lese ihn gerade noch, bin also noch gar nicht bis zum Ende gelangt, deshalb werde ich erst später noch mehr dazu schreiben. Im Moment steht mir der Mund zu weit offen…
Jetzt habe ich ihn durch & mir kamen die Tränen beim letzten Abschnitt, wo er schreibt dass es wichtig ist die Eliten ernst zu nehmen in ihren Ängsten. Das ist eine so wunderschöne Vision, für die ich wirklich alles geben will!
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Oya - anders denken. anders leben
Seit ner Weile zeichne ich mich als sehr sporadischen Blogger aus, das wird vermutlich auch erst mal so bleiben. Heute werbe ich für eine neue Zeitschrift namens Oya - anders denken. anders leben. Ihr könnt euch ein kostenloses Probeexemplar bestellen. Herausgeber ist die Klein Jasedow Familie, das Magazin ist der Nachfolger der KursKontakte. Erfahren habe ich von Oya mal wieder im Keimform-Blog, wo die erste Ausgabe Wovon wir alle Leben zum Thema Gemeingüter vorgestellt wird. Oya wird neben dem unerzogen-Magazin die zweite Zeitschrift, die wir als Familie abonnieren. Wir beschränken uns halt auf das Wesentliche. :-D
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Herrschaftszeiten
Ihr wart lange genug Figuren in einem Uhrwerk, das ihr nicht gebaut habt. Hört auf damit.
Ihr lebt in einer Welt, in der es keinen erhöhten Punkt gibt, von dem aus man besser sehen könnte als durch eure Augen. Ihr seid die einzigen: es wird niemand anders kommen, der für euch sorgt. Ihr seid so gut wie jeder andere; also könnt ihr so gut wie jeder andere Einfluss auf die Regeln nehmen.
Hört auf, euch auf das zu verlassen, was euch weder frei noch gleich machen wird.
Seid unzufrieden mit euch und mit anderen. Verliert den Respekt.Nehmt euch die Regeln vor.
Rüstet ab: euch und andere. Verhandelt; respektiert euch und alle anderen als Menschen, die verhandeln. Lernt das, was notwendig ist, um Vorschläge zu machen. Begreift, dass ihr Privilegien habt und akzeptiert, dass es notwendige Kompensationen gibt. Organisiert euch. Wo immer ihr geht und steht und was immer es heißt: organisiert euch! Wenn eine Kooperation euch nicht zusagt, verhandelt. Wenn die Verhandlung nicht zu einem Ergebnis führt, mit dem ihr zufrieden seid, trennt euch. Wenn ihr euch nicht trennen könnt, trennt euch so weit als möglich. Wenn das Ergebnis euch nicht zusagt, verhandelt neu.
Wenn man euch nicht verhandeln lässt, übt Druck aus: schränkt eure Kooperation ein, oder stellt sie unter Bedingungen. Wenn man euch zwingt, wendet Gewalt an. Wendet so wenig und so reversible Gewalt an wie möglich, aber so viel wie nötig. Denkt daran, dass Gewalt vielerlei bedeuten kann, und dass sie nur dazu dient, dem Zwang zu begegnen, mittels dessen man euch weder verhandeln noch fair gehen lässt.
Achtet keinen Besitz, keine Verfügung, keine Regeln, nur weil sie bestehen. Verlangt das auch nicht von anderen. Respektiert den Fakt, dass ihr immer irgendeine Struktur vorfinden werdet, aber nicht das Recht, das darin angeblich liegt.
Ordnet alle eure Beziehungen – alle privaten, politischen, gesellschaftlichen, die zu Einzelnen, zu Gruppen, zum Ganzen – nach dem Bild von Beziehungen zwischen Menschen, die sich als frei und gleich betrachten. Menschen, die gehen können; die verhandeln; die sich weigern, aufkündigen, zurückziehen, einschränken, Bedingungen stellen. Die das nicht immer erklären können müssen. Menschen, die das auch wirklich tun, immer wieder.
Lernt das zu schätzen, auch wenn es nicht bequem ist. Es ist das Tor zur Welt, zu einer Welt, die mehr ist als ihr selbst. Ändert Besitz, Verfügung, Regeln so, dass der Preis für alle vergleichbar und vertretbar ist, die Kooperation zu verlassen oder einzuschränken. Erwartet nicht, dass das über Nacht geht. Wartet nicht darauf, dass es irgendwann geht. Lasst euch nicht abspeisen damit, es werde von allein geschehen.
Organisiert euch. Übt Druck aus. Und immer wieder: verhandelt.
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