Schlagwort: Demokratie
-
TTIP ist lediglich ein weiterer Schritt
Das derzeit verhandelte Freihandelsabkommen TTIP ist beileibe nicht das erste seiner Art. Deshalb finde ich es zwar gut & wichtig, am Samstag in Berlin dagegen zu demonstrieren, es gibt allerdings noch einiges mehr zu fordern, nämlich den Austritt aus den längst bestehenden Freihandelsabkommen. Als da wären:
- der Europäische Wirtschaftsraum, der insofern eine Sonderrolle einnimmt, als er weitgehend mit der EU übereinstimmt
- die Abkommen der Welthandelsorganisation WTO
- sowie eine ganze Reihe von Freihandelsabkommen der EU
- auf der anderen Seite des Atlantiks wurde gerade TPP verabschiedet Damit habe ich jetzt nur diejenigen Freihandelsabkommen aufgelistet, an denen Deutschland direkt oder indirekt über die EU beteiligt ist, TPP weil es gerade frisch verabschiedet wurde und damit als Vorbild für TTIP dienen könnte. Deshalb fordere ich: Nägel mit Köpfen machen, TTIP stoppen und aus der WTO austreten!
-
Meine Reise ins Mysterium Geld
Die Überschrift spielt auf das Buch Mysterium Geld von Bernard Lietaer an, das ich gerade durchgelesen habe. Es bildet die bisherige Krönung meiner Reise in die Welt des Geldes, deshalb ganz am Ende dieses Beitrags mehr darüber. Das Buch nehme ich zum Anlass, aufzulisten, wo und wie ich in meinem Leben schon überall bewusst mit Geld in Kontakt gekommen bin, und welche verschiedenen Aspekte des Geldes ich schon berührt habe. Da kommt eine ganze Menge zusammen, vieles davon hier im Blog dokumentiert.
Noch bevor ich das Geld an sich im Fokus hatte, wurde ich bereits in der Schulzeit von Daniel Yergin in seinem dicken Buch “Der Preis - Die Jagd nach Öl, Geld und Macht” darauf aufmerksam gemacht, welche zentrale Rolle sowohl für die Weltpolitik als auch für unser aller tägliches Leben die Wirtschaft und damit das Geld spielt.
Weiterlesen… -
Führen heisst dem Prozess folgen
In Arnold Mindells Buch Der Weg durch den Sturm, das ich gerade wiederholt lese, bin ich an der Stelle hängen geblieben, wo er über das Esalen-Institut schreibt.
Die Gemeinschaft war seit dem Tode von Dick Price, einem ihrer Leiter, am Rande eines Übergangs.
Nun die Stelle, auf die es mir ankommt:
Esalen litt an der Agonie eines jeden kleinen Planeten, der seine Ganzheit sucht. Viele seiner besten Führungspersönlichkeiten waren gestorben. Fritz Perls war tot. Virginia Satir war eben gestorben. Harry Sloan war gestorben, und Dick Price war gerade umgekommen. Welche Weisheit hätte das Tao dadurch vermitteln können, dass alle Leitfiguren starben? Nicht nur in Esalen, sondern überall auf der Welt fehlen uns die Führungspersönlichkeiten, gibt es zu wenig überzeugende Führerschaft. Wo sind die Anführerinnen der Welt? Die Feldtheorie hilft uns, diese Frage zu verstehen. Wir projizieren unsere Ganzheit auf einzelne Frauen oder Männer, welche in Wirklichkeit unseren Projektionen nicht gewachsen sind. Die Menschen in leitenden Stellungen sind nicht schlecht oder minderwertig, aber Führerschaft ist eine Rolle, ein Zeitgeist, der nur von uns allen ausgefüllt werden kann. Die beste Führerin ist im besten Fall nur eine Facilitatorin für die Weisheit, die schon in einer Gruppe vorhanden ist. Ein einzelner Regenmacher ist zu wenig. Die Idee, dass es einen besten Anführer gibt, muss sterben, weil sie die Verantwortung und Bewusstheit für das wegnimmt, was von jedem Individuum getan werden muss. Die Idee von einem großen Anführer ist verkrüppelnd, weil die wirkliche Führerin überall und jederzeit irgendeine beliebige Person ist, welche die Art des Prozesses erkenne, der geschehen will, und Raum dafür schafft, dass er geschehen kann. Leiter und Führerinnen sind jene, welche ihre Bewusstheit einsetzen, um das Tao zu erspüren.
Weiterlesen… -
Besorgte Bürger
Liebe Bürger dieses Landes, ich bin auch besorgt. Es gibt gute Gründe, besorgt zu sein, es läuft einiges schief in diesem Land. Ja, und ich habe auch Angst, wie das so weitergehen soll. In Deutschland sind die Vermögen besonders ungleich verteilt. Die reichsten 10 Prozent der Deutschen besitzen laut einer Studie der OECD fast 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens, die ärmsten 60 Prozent hingegen nur 6 Prozent. Ihr sorgt euch zu Recht um eure Zukunft, um euer wirtschaftliches Auskommen. Es sind nicht die Flüchtlinge, die dieses bedrohen. Es ist unser Geld- und Wirtschaftssystem, das automatisch wenige Superreiche und eine große Masse von Menschen produziert, die gerade so über die Runden kommen. “Wohlstand für alle” ist in diesem Wirtschaftssystem eine infame Lüge. Die breite Masse verliert immer. Auch der Satz “Schulden muss man doch zurückzahlen” gehört dabei zur Propaganda des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Das muss nicht so bleiben, Alternativen gibt es genug. Wenn wir uns mit unseren Sorgen an diejenigen richten, die ohne eigene Leistung von ihrem Geldvermögen leben können, bewegen wir mehr, als wenn wir auf den Schwächsten rumhacken. Dadurch ändert sich nämlich nichts, die Ausbeutung geht ungehindert weiter. Bernt Engelmann hat schon 1972 in seinem Buch Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Deutschlands Geld- und Machtelite gezeigt, dass die Vermögen der Reichsten auch Weltkriege unbeschadet überstehen. Und, wie aus dem Wikipedia-Artikel hervorgeht: “Das reichste Prozent erwirbt sein Vermögen zu etwa 80 % aus Erbschaften”. Mit einer Leistungsgesellschaft hat das nichts zu tun.
Weiterlesen… -
Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung
Dieser ausführliche Artikel eines ehemaligen Asylrichters beinhaltet in meinen Augen die gesamte Breite und Tiefe dessen, was wir unter der Bezeichnung “Flüchtlingswelle” derzeit erleben:
Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung
Nur ein paar kurze Ausschnitte:
Was wir derzeit in TV-Bildern sehen, sind Flüchtlingsströme von Arm nach Reich und solche aus Kriegsgebieten in vermeintlich sichere Zufluchtsorte. Wir, die alteingesessenen Bewohner der wohlhabenden und befriedeten Länder Europas, müssen diese Entwicklung nicht schön finden. Doch darauf kommt es überhaupt nicht an. Denn niemand fragt uns nach unserer Meinung. Die Elenden und Verzweifelten dieser Welt machen sich einfach auf den Weg.
All denen, die über Neuankömmlinge die Nase rümpfen und „den ganzen Haufen“ postwendend zurückschicken wollen, sei angeraten, sich in einer ruhigen Stunde zu überlegen, was sich in unserem Land verändern müsste, damit sie sich selbst zu einer hochriskanten Reise ins Ungewisse entschließen.
Weiterlesen… -
Zentralbank als Bürgergenossenschaft
Letztens kam mir eine Idee, die so simpel erscheint, dass ich mich bisher noch nicht getraut habe, sie zu veröffentlichen. Dabei könnte sie unser Geld- und Wirtschaftssystem revolutionieren:
Die Zentralbank eines jeweiligen Währungsraums wird zu einer Art Genossenschaft umgebaut. Jeder Bürger dieses Staates bzw. der Staaten dieses Währungsraums wird automatisch durch Staatsangehörigkeit zum Mit-Genossenschafter, und zwar mit genau einem Genossenschaftsanteil. Weiterhin wird in den Statuten der Zentralbankgenossenschaft festgeschrieben, dass alle ihre Gewinne gleichmäßig als Dividende an die Genossenschaftsmitglieder fließen.
Auf diese Weise ergibt sich ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz von selbst, und darüber hinaus völlig ohne zwangsweise Umverteilung.
In Österreich arbeiten die Gemeinwohl-Ökonomie-Leute an so etwas in kleinem Maßstab, dem Projekt Bank für Gemeinwohl. Da es sich um eine private Institution handeln wird, fällt dabei der Aspekt des Grundeinkommens natürlich weg.
Weiterlesen… -
Theorie einer strukturellen Weltverschwörung
“Traditionelle” Verschwörungstheorien, insbesondere solche, die eine umfassende Weltverschwörung postulieren, die alles aus dem Geheimen heraus lenkt, halte ich für nicht sehr plausibel. Dafür scheinen mir die Einzelinteressen der Verschwörer zu verschieden, schliesslich will am Ende doch jeder für sich die Welt beherrschen.
Nun hat mir das schon im zweiten Trauma, Tod und Freiheit-Beitrag angesprochene Buch Innenansichten dissoziierter Welten extremer Gewalt von Gaby Breitenbach neue, teils erschreckende Einblicke in eine Parallelwelt extremer Gewalt gegeben. Es geht um Erscheinungen wie Kinderpornographie und organisierten sadistischen Missbrauch von hauptsächlich Kindern und Frauen, das Ganze “in den besten Kreisen”.
Im fünften Kapitel skizziert sie am Beispiel eines fiktiven “Herrn Dr. Zehn” die Lebenswelt der Täter:
Fast regelhaft treffen wir in diesen Familien bereits in der Großelterngeneration, also bei denen, die zu Zeiten des 2. Weltkrieges Erwachsene waren, auf eine Tätergeneration. Häufig genug, dass uns hier in Gestalt der Großeltern sadistische Täter mit weit reichenden Beziehungen begegnen, die wiederum, insbesondere für ihre männlichen Sprösslinge, schon entsprechende Partner ausgewählt haben. Es gemahnt hier manches an die Nazizeit, an Operationen wie Lebensborn, an Zuchtprogramme. Kinder werden regelrecht für diesen Markt geboren, und entsprechend ihrer “Verwendbarkeit” genutzt. Kinder sind Ware, Besitzstand. Die Verächtlichkeit dem anderen Menschen gegenüber, die Überlegenheit einer vermeintlichen Herrenrasse ist hier in der Aufteilung der Welt in Herren und Diener übernommen worden. Wir da oben – die da unten. Und wer oben ist, bestimmt, was geschieht. Wer unten ist, ist Ware – ohne Rechte.
Weiterlesen… -
Gesellschaftliche und globale Dissoziation
Je mehr ich mich mit dem psychischen Phänomen Dissoziation beschäftige, um so deutlicher erkenne ich Dissoziation auch gesellschaftlich & auf die ganze Menschheit bezogen. Was verstehe ich darunter?
Dissoziation besteht ja darin, dass sich ein Mensch nicht als eine einheitliche Person erlebt, sondern als eine Zusammensetzung mehrerer, voneinander getrennter Personen, die z.T. voneinander wissen, z.T. auch nicht.
Mich erinnert das an den Begriff der “Parallelgeselschaften”. Konkret fiel mir als erstes ein, was Rainer Voss in dem Film Master of the Universe über die Investmentbanking-Szene erzählt:
Die Superreichen bleiben unter sich, schotten sich in ihren Ghettos vom Rest der Gesellschaft ab. Kaum einer der Bundestagsabgeordneten wohnt in einer Mietwohnung. Unliebsame Menschen werden, wie Gustl Mollath, in die Psychiatrie abgeschoben. SexarbeiterInnen gelten von vornherein als unglaubwürdig, und wer containert, als asozial. Dabei ist doch wohl eher das massenweise Wegwerfen noch genießbarer Lebensmittel als asozial einzustufen.
Weiterlesen… -
Trauma und der Rechtsstaat
Bei meinen Recherchen zu Trauma & Dissoziation habe ich einen sehr ausführlichen & gut geschriebenen Artikel Was passiert bei einem Trauma? gefunden (mehr dazu in einem späteren Beitrag). Dort erfahre ich u.a.:
Traumatische Erfahrungen werden vor allem in den impliziten Gedächtnissen gespeichert. Das Großhirn (und damit das explizite Gedächtnis / der Verstand) wurde ja während des Traumas nicht mehr mit allen Informationen versorgt und bekam nur noch Bruchteile von dem mit, was vor sich ging; im Extremfall kaum noch etwas. Daher kann es u.U. kaum etwas davon abspeichern.
Es kommt also zu einer mehr oder weniger umfassenden Amnesie. Und das stellt in unserem Rechtssystem ein Problem dar, sofern das Trauma durch eine Straftat ausgelöst wurde.
Denn unser Rechtsstaat basiert auf dem Grundsatz Im Zweifel für den Angeklagten. Nur wenn die beanstandete Tat gegen ein geltendes Gesetz verstoßen hat & außerdem nachgewiesen werden kann, dass der Täter sie auch begangen hat, darf ein Richter überhaupt verurteilen. Ein traumatisierter Mensch, der sich an Einzelheiten nicht erinnert, sondern nur ein diffuses Gefühl hat, wird deshalb vor Gericht nichts erreichen. Aus Sicht des traumatisierten Opfers fühlt sich das natürlich beschissen an, im Hinblick auf unseren Rechtsstaat halte ich es jedoch für unbedingt notwendig. Wenn jemand vor Gericht sagt “der hat mir was ganz Schlimmes angetan, ich kann mich aber nicht erinnern, was genau eigentlich”, dann darf der Richter den Angeklagten nicht verurteilen!
Weiterlesen… -
Richard von Weizsäckers Rede vom 8. Mai 1985
Sabine Bode erwähnt in ihrem Buch Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen lobend die Rede Richard von Weizsäckers vom 8. Mai 1985. Wie ich schon vermutet hatte, ist diese auf YouTube zu finden:
Den Text der Rede gibt es auf der Website des Bundespräsidenten.Aus dem Schluss seiner Rede:
Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit – für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.
Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Haß zu schüren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Weiterlesen…