Schlafen gegen den Kapitalismus
Dem (Widerstand im Lummerland) habe ich nichts hinzuzufügen:
Der Schlaf lässt sich nicht erzwingen und hat seine eigenen Spielregeln. Er muss über uns kommen, ganz von allein und ohne Willenskraft oder Anstrengung. Je mehr wir uns anstrengen einzuschlafen, desto angespannter werden wir, und umso weniger können wir schlafen. Es ist eine Zeit der Freiheit, denn der Akt des Schlafens ist eine wirtschaftlich unproduktive Zeit. Sozusagen die letzte Bastion gegen den 24/7 Raubtierkapitalismus, denn in einer globalisierten Welt ist immer irgendwer irgendwo wach. Wer schläft, konsumiert nicht und produziert auch keinen Mehrwert. Ausgiebiges Schlafen ist von daher eine Rebellion gegen herrschende Zeitverhältnisse – gegen das Funktionieren der Welt.
Siehe auch Das Gras wachsen hören.
Janosch hat dazu zu bemerken:
Nachtrag vom 29.03.: Offensichtlich befinde ich mich gerade in einem Zustand akuter Frühjahrsmüdigkeit. So sei es denn. Außerdem schreibt Arnold Mindell in seinem Buch 24 Stunden luzid träumen:
Die Nez Perce, eine durch ihren heroischen und friedvollen Anführer Chief Joseph berühmt gewordene Gruppe amerikanischer Ureinwohner aus dem Osten Oregons, warnte, dass die europäische Arbeitsethik das Träumen zerstört. “Meine jungen Männer werden niemals arbeiten. Arbeitende Männer können nicht träumen, und Weisheit kommt im Träumen.” Für die Nez Perce und andere Völker der amerikanischen Ureinwohner – wie die Maricopa aus Colorado und die Irokesen aus New York – bedeutete das Träumen die Äußerung der höchsten Gottheit. Der Rassismus und die Kolonisation der Ureinwohner-Kulturen ebenso wie entstehender Weltkulturen sind gleichzusetzen mit der verinnerlichten, sich täglich ereignenden Unterdrückung unserer eigenen träumenden Seelen.