Man kann nicht nicht mitmachen
Vorletztes Wochenende war ich mal wieder im ZEGG, beim Geld-Workshop für Männer bei Robert Heeß. Dabei ging es vor allem um das persönliche, emotionale Verhältnis zu Geld und auch um die persönliche Geld-Geschichte. Das Seminar bildet einen wichtigen Bestandteil meiner Reise ins Mysterium Geld.
In der Anfangsrunde, wo jeder sagen sollte, was sein persönliches Anliegen im Seminar ist, betonte ich, wie wichtig die kollektive und systemische Dimension des Themas Geld ist. Ganz im Sinne von Charles Eisenstein sagte ich, wenn es hier nur um individuelles Reichtumsbewusstsein gehen soll, bin ich im falschen Seminar. Nach einigem Hin und Her konnte ich klarstellen, dass ich damit nicht meine, wir müssten nun über konkrete Änderungsvorschläge wie bedingungsloses Grundeinkommen oder Freigeld diskutieren, sondern die kollektive Dimension jeweils im Hinterkopf behalten. Mit dem Zitat von Volker Pispers “Im Kapitalismus kann jeder reich werden, aber eben nicht alle” bekräftigte ich, dass es gut und richtig ist, individuelle Glaubenssätze aufzudecken und zu transformieren. Damit sind wir aber nicht am Ende, sondern es geht danach und auch schon parallel dazu ebenfalls um Veränderungen im Geld- und Wirtschaftssystem.
Nachdem das für mich geklärt war, konnte ich voll auf der persönlichen Ebene einsteigen. Schon in der Eingangsrunde gab Robert mir eine Frage mit, über der ich bis zum Ende des Workshops brüten sollte:
“Kann es sein, dass du Angst vor Geld hast?”
Ziemlich schnell war mir klar, dass das nicht ganz den Punkt trifft, vielmehr entdeckte ich, dass ich Angst vor Macht habe. Diese Erkenntnis bewegte ich in den nächsten Tagen weiter in mir.
Am Samstag war dann mal wieder Tanzabend, der für mich ebenfalls sehr erkenntnisreich wurde: Als ich mich wie so oft in die elektronischer werdende Musik fallen ließ, bemerkte ich auf einmal, dass ich regelrecht so etwas wie einen Schalter installiert habe, der umschaltet zwischen Kontakt mit der Musik und Kontakt mit anderen Menschen. Vor allem bei elektronischer Musik halte ich mein Herz und mein Sonnengeflecht verschlossen. Das traf mich ziemlich hart & ich hatte ganz schön daran zu knabbern. Es erwuchs daraus u.a. der Entschluss, in der nächsten Zeit bewusst Musik mit anderen Menschen zusammen zu genießen und mit diesen dabei in Herzenskontakt zu sein. Schließlich kam die Krönung des Abends und auch des gesamten Seminars, ich entdeckte meinen höchstwahrscheinlich allerersten Glaubenssatz:
Ich will nicht dazugehören.
Auch das erschütterte mich wieder ordentlich. Wie habe ich mich schon damit herumgequält, dass ich mich nicht dazugehörig fühle. Und nun stellt sich raus, dass das meine ureigene Entscheidung war.
Am nächsten Morgen wurde mir dann noch klar, dass da gleich zu Beginn meines Lebens der kosmische Witz voll zugeschlagen hatte – das Universum versteht bekanntlich kein “nicht”. Es hört also “Ich will dazugehören”, was natürlich ein einziges Kuddelmuddel ergibt. Und es passt voll zu meiner Angst vor Macht. Ich wollte nicht mit_machen_ oder anders ausgedrückt keine Macht ausüben. Dabei gilt, frei nach Paul Watzlawick:
Man kann nicht nicht mitmachen.
Diese Erkenntnis sickert gerade nach & nach in mich ein. So eine 180°-Wende braucht ihre Zeit, bis sie vollzogen ist. Meine Entscheidung, ein makelloser Krieger zu sein, hat auch schon gut den Boden dafür bereitet. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Es kommt mal wieder darauf an, wie ich die Dinge einordne. Statt “nicht dazugehören” bzw. “nicht mitmachen/aussteigen” sehe ich nun, dass ich sehr wohl dazugehöre & einfach ein anderes Spiel spielen will. Damit bin ich auch bei weitem nicht alleine auf diesem Planeten. Im Kleinen liegt es an mir, welche Mitspieler ich mir aussuche, damit wir auch im Großen zeigen können, dass viele andere Spiele möglich sind.