Feed me with (RSS/Atom) feeds

Heute breche ich eine Lanze für RSS- oder auch Atom-Feeds von Blogs und generell allen Websites mit regelmäßig aktualisierten Inhalten. Denn diese bieten eine Graswurzel-Alternative zu den großen Plattformen wie Facebook oder Twitter.

Was ist das Besondere an so einem Feed? Ein Feed stellt zunächst einfach eine Schnittstelle zur Verfügung, über die du mit entsprechender Software (einem Feedreader, der auch als Komponente in einem anderen Programm wie Mozilla Thunderbird integriert sein kann) den Veröffentlichungen einer Website folgen kannst. Du musst also nicht ständig von dir aus nachschauen, ob es etwas Neues gibt, dieses Nachschauen übernimmt das Programm für dich und zeigt dir automatisch die neuen Inhalte an.

Nutzer von sozialen Medien (=Plattformen) könnten nun denken, hey, folgen kann ich doch viel einfacher direkt bei Facebook & Co. Ja, stimmt, einfacher ist das dort – wenn du auf einer solchen Plattform angemeldet bist.

Feeds sind aber viel cooler: Zum einen kannst du Seiten anonym folgen. Damit kannst du z.B. “Feindbeobachtung” betreiben, und vor allem kannst du deine Filterblase verlassen, ohne dass deine Freunde gleich mitbekommen, dass du auch AfD- u.ä. Feeds liest. Ich z.B. habe auch den Feed von “Der Flügel” oder “Sezession im Netz” abonniert, einfach um mitzubekommen, was da so abgeht. Die Anonymität bezieht sich dabei auch auf die Seiten selbst, denen ich folge – die wissen nämlich auch nicht, wer ihren Feed liest. Zwar könnten sie es mit erheblichem Aufwand schon rauskriegen, denn natürlich übermittelt auch der Feedreader bei jedem Abruf die IP-Adresse und andere Daten. Aber das ist was ganz anderes, als (z.B.) direkt bei Facebook die Liste deiner Fans einzusehen. Neben deinen Freunden und den Seiten, denen du folgst, bekommt bei Facebook & Co. natürlich die jeweilige Plattform direkt in Echtzeit mit, wem du als ihr Nutzer folgst.

Alles das ist mit Feeds, wenn nicht unmöglich, so doch nur mit erheblichem Aufwand durch Dritte herauszubekommen.

Für mich spielt der zweite Unterschied allerdings die Hauptrolle: Du bist nicht von der Willkür einer einzelnen Plattform abhängig. Wenn Facebook eine Seite sperrt, hast du einfach die Arschkarte gezogen. Wenn Facebook gleich Dutzende deiner Lieblings-Seiten sperrt, weil sie das Thema dieser Seiten politisch nicht korrekt finden, genauso. Natürlich kann es immer wieder mal vorkommen, dass ein oder zwei Websites den Betrieb einstellen, aus welchen Gründen auch immer. Aber eben nicht alle deine Lieblings-Seiten auf einmal.

Lutz Donnerhacke bringt auf den Punkt, worum es mir geht:

Das Internet basiert auf zwei grundsätzlichen Prinzipen: Dezentralität und Interoperabilität. Internet ist das genaue Gegenteil von großen, zentralen Plattformen. Es ist die große, weite Landschaft, nicht der eingezäunte Garten.

Feeds bereichern diese große weite Landschaft ungemein, ja, sie tragen wesentlich zu deren Gedeihen bei. Deshalb ist das hier vor allem ein Plädoyer an alle Leute, die Blogs und andere Websites betreiben: Bitte stellt euren Nutzern einen gut zu findenden Feed zur Verfügung!

Ideal wäre es, wenn ihr dafür das allgemeine Feed-Symbol benutzt:

Feed-Icon

Von unnamed (Mozilla Foundation) - feedicons.com, MPL 1.1, Link

Ja, ich gebe zu, das tue ich hier auch nicht. Allerdings benutze ich in meinem Blog Bilder ohnehin sehr sparsam, und dafür sind meine Feeds unter der großen Überschrift “Feeds” am rechten Rand auch so gut zu finden.

Und euch alle ermutige ich, diese Technologie zu nutzen, um aktuelle Nachrichten eurer Lieblings-Websites zu bekommen. Oft bieten diese einen Feed an, der nicht ohne Weiteres zu finden ist. Mein erster Versuch ist dabei ganz einfach, an die URL noch ein /feed anzuhängen. Das funktioniert erstaunlich oft – aber auch nicht immer. In so einem Fall schaue ich dann in den Seitenquelltext und suche darin nach den Stichworten “rss”, “atom” oder “feed”. Selten finde ich mit dem Stichwort “xml” noch etwas, das führt meist eher in die Irre.

Die #heiseshow hatte das Thema auch schon mal:

Wenn du mein Blog in Mozilla Thunderbird abonnieren willst, kannst du dich dazu entweder an die Anleitung von der PC ab 50-Seite oder an die alte Anleitung bei iromeister.twoday.net halten. Die URLs für die Feeds lauten:

Nachtrag vom 04.02. zum Punkt 2 “Willkür einer einzelnen Plattform”: Google+ wird bekanntlich am 2. April abgeschaltet. Aus der Mitteilung von Google dazu:

Wenn du Google+ für Kommentare auf eigenen oder externen Websites genutzt hast: Diese Funktion wird bis zum 4. Februar aus Blogger und bis zum 7. März von anderen Websites entfernt. Sämtliche Google+ Kommentare auf allen Websites werden ab dem 2. April 2019 gelöscht.

Tja, mit einem selbst gehosteten Kommentarsystem wäre das nicht passiert…

Weiter Nachtrag vom 04.02.: Wegen der weit verbreiteten Sex-Zensur im Internet ist ein gutes Beispiel für einen RSS-Feed, den ihr so auf Facebook nicht abonnieren könntet, Violet Blue ® | Open Source Sex.

Nachtrag vom 06.02.: Manchmal weigert sich ein Feedreader, einen Feed zu abonnieren, weil dieser nicht valide ist. Mit dem Feed Validator vom W3C kannst du überprüfen, was da genau los ist, und das den Anbietern dieses Feeds mitteilen. Manchmal ist schlicht ein Sonderzeichen in der Überschrift ein Grund.

Nachtrag vom 08.11.: Inzwischen benutze ich als Feedreader unter Linux das Programm Liferea.