Dunkelmächte revisited

Das Buch Conspiranoia von Daniel Pinchbeck (der hier im Blog schon durch sein Buch How Soon Is Now? vorkam) hat mich veranlasst, das Thema der Dunkelmächte noch mal neu aufzurollen.

Meine Motive, den ursprünglichen Beitrag über Dunkelmächte zu schreiben

Was veranlasste mich, am 16. April 2020 den ersten Beitrag über Dunkelmächte hier im Blog zu verfassen? Hintergrund sind zwei verschiedene Gefahren, die ich dabei sehe, sich (zu sehr) mit okkulten Dunkelmächten zu beschäftigen:

  1. Wenn ich von der Existenz okkulter dunkler Mächte ausgehe, die das Weltgeschehen lenken, kann das zu einem Fatalismus führen (“ich kann ja eh nichts machen, die Dunkelmächte kontrollieren alles”). Das hatte ich damals in dem Nachtrag vom 18. April auch erläutert und darauf hingewiesen, dass mir das Herauskommen aus der Opferrolle ein zentrales Anliegen ist.
  2. Die angenommenen Dunkelmächte bedienen sich ja konkreter Menschen, & dabei besteht nun wieder die Gefahr, diese Menschen zu dämonisieren & damit zu entmenschlichen. Wenn jemand z.B. “des Teufels ist”, bin ich quasi von Gott autorisiert, diesen Menschen mit allen Mitteln auszuschalten. Auch diese Gefahr sollten wir unbedingt im Hinterkopf behalten.

Diese Motive bestehen für mich weiterhin, weshalb ich sie hier auch an den Anfang des Beitrags stelle.

Prä-Trans-Verwechslungen

Dennoch komme ich auf Dunkelmächte, & zwar tatsächlich auf okkulte Dunkelmächte zurück, weil ich es für durchaus plausibel halte, dass solche Mächte hier auf der Erde am Werk sind.

Und deshalb muss ich hier einen Aspekt der integralen Theorie ansprechen, der bisher im Blog noch nicht vorkam: die so genannte Prä-Trans-Verwechslung. Die basiert auf dem integralen Entwicklungsmodell, dass sowohl bei der individuellen als auch der kollektiven Bewusstseinsentwicklung davon ausgeht, dass Menschen zunächst mehrere prärationale Stufen durchlaufen bis zum rationalen Bewusstsein, um sich dann über das rationale Bewusstsein hinaus in transrationalen Bewusstseinsstufen weiter zu entwickeln.

Dabei sind zwar die transrationalen wie auch die prärationalen Stufen beide nicht rational, aber sie unterscheiden sich auch jeweils voneinander. Denn gemäß der integralen Theorie integriert eine höhere Stufe die bisherigen; transrationales Bewusstsein beinhaltet also auch rationales Bewusstsein, prärationales Bewusstsein aber gerade nicht.

Die Prä-Trans-Verwechslung geht nun in beide Richtungen: man kann prärationales Bewusstsein fälschlicherweise für transrational halten, und umgekehrt. Bezogen auf okkulte Dunkelmächte scheinen mir manche integrale Theorerikerinnen einer Prä-Trans-Verwechslung dahingehend zu unterliegen, dass sie okkulte Phänomene generell für prärational halten.

Dabei ist es doch so: natürlich ist es prärational, alle beobachteten Phänomene durch okkulte Mächte zu erklären. Das bedeutet aber im Umkehrschluss noch lange nicht, dass es gar keine okkulten Phänomene gibt; das kann durchaus der Fall sein. Ich gehe wie gesagt davon aus.

Dunkelmächte allenthalben

Kommen wir nun also zu Pinchbeck. Der schreibt in seinem Buch “Conspiranoia” u.a.:

Es gibt keine einzelne geheime Verbindung, die das Weltgeschehen kontrolliert. Stattdessen nehmen mehrere Gruppen die Spitze der Pyramide von Reichtum und Macht ein, die zwar einerseits miteinander in Konkurrenz stehen, aber andererseits auch zusammenarbeiten. Diese Gruppen beeinflussen sich gegenseitig auf unterschiedliche Art und Weise. Manchmal stehen sie einander feindlich gegenüber und graben sich gegenseitig das Wasser ab. In den meisten Fällen jedoch teilen sie ausreichend gemeinsame Interessen, um für ähnliche Ziele zusammenarbeiten zu können, ohne ihre Aktionen explizit zu koordinieren. Ich bin der Meinung, dass dem Weltgeschehen auch eine okkulte oder esoterische Komponente zugrunde liegt, in der Geheimgesellschaften eine Rolle spielen.

Und weiter:

Als jemand, dessen Sichtweise durch den Schamanismus und das Okkulte erweitert wurde, möchte ich vorschlagen, dass ein okkultes Band – auf einer anderen Bewusstseinsebene – diejenigen verbindet, die die breite Masse kontrollieren und manipulieren. Jeffrey Epsteins bizarrer Tempel auf “Pedophile Island” lässt vermuten – ob er es sich bewusst gemacht hatte oder nicht –, dass seine gesetzeswidrigen Aktivitäten mit der Machtelite eine esoterische Bedeutung aufwiesen. Ebenso wie sie belastendes Material für den Mossad zusammengestellt haben, waren Epstein und seine Freunde unterschwellig mit dunklen Mächten in Verbindung.

An dieser Stelle verweise ich auch auf das Buch “Innenansichten dissoziierter Welten extremer Gewalt” von Gaby Breitenbach, über das ich u.a. im Beitrag Trauma, Tod und Freiheit II geschrieben habe. Und belastendes Material ist der Kern meiner Theorie einer strukturellen Weltverschwörung, die sich ebenfalls vor allem aus Gaby Breitenbachs Buch speist.

Zurück zu Pinchbeck:

Es ist durchaus vorstellbar, dass eine Form von bösartigem Okkultismus, die Missbrauchsrituale und bestimmte Arten von Opfern erfordert, unserem politischen Kontrollsystem zugrunde liegt. Viele haben sich über geheime Einrichtungen wie “Skull and Bones” und “Bohemian Grove” Gedanken gemacht. Die Elite trifft sich an solchen Orten, um geheime Zeremonien abzuhalten. Die Teilnehmer selbst realisieren oft gar nicht, dass die eigentliche Funktion dieser verschleierten Rituale darin besteht, Kontakt zu okkulten Intelligenzen aufzunehmen. Solche Veranstaltungen finden normalerweise in einem Zustand statt, in dem das Bewusstsein eingeschränkt ist, meist als Folge von Alkoholkonsum. In diesem Zustand verminderten Bewusstseins können Bindungen mit Instanzen und rückschrittlichen verborgenen Kräften geknüpft werden, die versuchen, die “menschliche Herde” zu kontrollieren und für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.

Pinchbecks Begegnungen mit Dunkelmächten

Das ist starker Tobak. Allerdings hat Daniel Pinchbeck in der Hinsicht schon einiges erlebt, was er in seinem Buch Den Kopf aufbrechen beschreibt, insbesondere im Zusammenhang mit der Substanz DPT:

Wir lauschten launischer Technomusik. Mit jedem Wechsel im Beat, mit jeder fahrig schlitternden Sequenz gesampleten Lärms sah ich vor mir einen nagelneuen und äußerst detaillierten dämonischen Bereich in hauchdünnen kobaltblauen, scharlachroten, purpurnen Farbtönen wirbeln. Ab und an, Momente lang, schien in den geräumigen Salons eines riesigen und opulenten herrschaftlichen Wohnhauses eine unglaublich elegante und doch hitzig orgiastische Party stattzufinden, mit wunderschönen Frauen in Abendkleidern und Männern in edwardianischen Überziehern. Dann wieder, intermittierend, schienen fledermaus- oder schmetterlingsflügelige Geschöpfe – lange und zitternde Fühler, Samtbälge und Smaragdaugen, Stilettklauen – in andersweltliche Himmel, herumschweifende futuristische Städte emporzusteigen. Ich hatte den Eindruck kollossaler Eitelkeit. “Ich” wurde da als Spiegel benutzt, zur Selbst-Bewunderung der DPT-Wesen. Aber ihr Reich gin in seiner Umbildungsgeschwindigkeit, seiner vibrierenden quecksilbrigen Schönheit weit über das hinaus, das sich in unserer Sprache ausdrücken lässt. […]
Ähnlich wie bei DMT ging das Niveau der visuellen Durchstrukturierung des DPT-Bereichs weit über alles hinaus, was die synaptische Verschaltung meines Gehirns hervorbringen konnte – er war, auf seine besondere pfauenfederige Art, nicht bloß so wirklich wie diese Wirklichkeit, sondern weit wirklicher, und es knisterte vor Power. Ich spürte, dass die mein Denk- und Empfindungsvermögen erforschenden Wesenheiten mich irgendwie verachteten, uns Menschen, die wir in unserer erbärmlich unbedarften Sphäre, unserem Fleischbereich, eingeschlossen sind, gering schätzten. Ihre Reaktion auf unser unbefugtes Eindringen lag offenbar irgendwo zwischen Irritation und Empörung.

Und weiter:

Schlagartig war nicht nur offensichtlich, dass es so etwas wie eine Seele gab, es war auch klar, dass ich Gefahr lief, die meine auf Dauer zu verlieren.
Irgendwie erfasste ich, dass das DPT-Reich sich über einen unerhört langen Zeitraum hin entwickelt hatte – in Millionen Jahren, wenn Zeit für seine Bewohner in etwa dasselbe bedeutet wie für uns. Mir wurde klar, dass es diabolische Hierarchien gibt, geheime Intrigen, gewaltige Archive der Verruchtheit, die jahrtausendelange Studien erfordern. Es lag auf der Hand, dass wir kleinen Menschen absolut keine Ahnung haben, was im Kosmos vor sich geht.

Don Juan Matus (zu ihm später mehr) fasst das in den knappen Satz

Wir sind Staub in den Händen dieser Kräfte.

Zurück zu Pinchbeck – es traten auch lange nach seinem DTP-Trip noch okkulte Phänomene auf:

In einer anderen Nacht hatte ich zwei äußerst lebhafte Träume, in denen ich von einem bärtigen Mann verfolgt wurde. In dem einen Traum gab ich eine Party in einem Appartement, in dem ich einmal gewohnt hatte. Aggressive Fremde kreuzten auf und stahlen meine Bücher aus den Regalen. Ein Bärtiger trat an mich heran.
“Ich hab’ hier früher mal gewohnt”, sagte er.
“Wollen Sie wieder rein?”, fragte ich.
“Ja”, sagte er.
Wieder zurück in New York, fühlte ich mich immer noch sehr sonderbar – bitzelig und nicht-normal, mit einem Gesumm um die Schläfen. Es war meine zweite Nacht daheim, und durch den Jetlag war ich noch völlig aus dem Rhythmus. Zehn Minuten nachdem ich das Licht ausgemacht und mich schlafen gelegt hatte, fiel ein großer Spiegel im anderen Zimmer von der Wand und krachte laut mit der Vorderseite auf den Boden. Er zerbrach nicht.
Die ganze Nacht träumte ich, dass der Bärtige immer wieder mit einem Kissen auf meinen Kopf einschlug und dabei lachte. Ich versuchte zurückzuschlagen, konnte aber keinen Treffer landen.
Als ich am Morgen wie gerädert erwachte, ging ich mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank holen. Ich öffnete die fest verschlossene Silberbesteckschublade und langte nach einem Löffel. Direkt unter den Löffeln war ein großes und ominöses Insekt. Es ähnelte keineswegs einem New Yorker Insekt – es war geflügelt, honigbraun, mit einem langen geringelten Schwanz, und es wuselte rasch außer Sicht.
Ich schrie und knallte die Schublade zu.
Scheiße, dachte ich. Der DPT-Trip hatte einen aufgebrachten Poltergeist in meinem Domizil losgelassen. Wie konnte das geschehen? Ich habe nie an Poltergeister oder das Okkulte geglaubt oder mich auch nur im Mindesten dafür interessiert, aber die Anzeichen konnten nicht offensichtlicher sein. Plötzlich steckte ich mitten in etwas drin, wofür mir jeglicher Bezugsrahmen fehlte, worauf ich nicht vorbereitet war. Was hatte ich da angerichtet?

Pinchbecks Fazit daraus:

Diese Geschichte mag lächerlich anmuten, doch die psychische Realität der DPT-Begegnung und ihre Nachwirkungen begraben die meisten gewöhnlichen Vorkommnisse unter sich. Ich biete sie als eine Geschichte mit einer Moral an. Bestimmte Aspekte der Geschichte bleiben freilich aus verschiedenen Gründen einfach nicht mitteilbar. Es genügt wohl, wenn ich hier im Kontext meiner DPT-Erfahrung den starken Verdacht äußere, dass ein gewöhnlicher Tod nicht das Schlimmste ist, was einem Menschen passieren kann. Es gibt womöglich weit schlimmere Schicksale.

Und als ein gewisser Spoiler hier noch das Gesamt-Fazit seines Buches “Den Kopf aufbrechen”:

Vermutlich leidet gegenwärtig unsere ganze Gesellschaft an einem dementsprechenden Syndrom. Weil wir unser unmittelbares Erleben negieren, weil wir nicht an Geister glauben oder auf unsere Träume hören, weil wir unsere potenziellen Schamanen in psychiatrische Kliniken und Obdachlosenunterkünfte verbannt haben, weil wir uns in virtuelle Technologiegehäuse eingeschlossen haben, fällt es ja zweideutigen übersinnlichen Wesenheiten – Dämonen oder Devas, Archonten oder Rakshasas – möglicherweise schauderhaft leicht, fortwährend auf unser Denken und Empfinden einzuwirken und dabei das von uns geschaffene Vakuum mit Schlick zu füllen, unsere innere Zugangsmöglichkeit zu tieferen Schichten der Weisheit wegzunarkotisieren.
Trifft dies zu, dann darf man diagnostizieren, dass wir, die privilegierten Erben eines immer gefährdeteren und global zerstörerischen Imperiums, an Dämonenbesessenheit gewaltigen Ausmaßes leiden. Die uns manipulierenden Parasiten verstecken sich in unserem egozentrischen Materialismus und geistigen Nihilismus. In unseren Träumen machen sie sich lustig über uns. Ihr Wille wird vollstreckt von multinationalen Unternehmen, die man, aus schamanischer Sicht, als zweideutige empfindungsfähige Wesenheiten ansehen kann, welche lieber außerhalb menschlicher Kontrolle agieren, in okkulten Informations-Ökosystemen und Hochgeschwindigkeits-Geldmärkten. Wie alle Archonten vergrößern diese, häufig mit mythologischen Symbolen versehenen, Unternehmen ihre eigene Macht, indem sie Menschen dazu zwingen, an sie zu glauben und ihrer Herrlichkeit Opfer zu bringen. Ihr Ziel ist anscheinend die Umwandlung der Erde in eine nichtmenschliche Öde.
Wo werden wir Schamanen finden, die mächtig genug sind, das Geistesgift aus unserem Gesellschaftskörper zu saugen und es für uns auszuspeien? Hexenmeister, die diese Dämonen bändigen können? Visionäre, die den vorwärts führenden Weg weisen können? Nirgendwo sonst als hier. So aussichtslos es auch zu sein scheint: Wir müssen selbst Schamanen, Hexenmeister und Seher werden. Als Geisteskrieger müssen wir die Verantwortung für die Misere unserer Spezies übernehmen. Um den Zauberbann der todesfallenartigen Täuschungen und der hypnotischen Ablenkungen unserer Kultur zu brechen, brauchen wir unbedingt den Mut, uns dem zu stellen, was hinter den offenen Pforten unseres eigenen Denk- und Empfindungsvermögens liegt.

Schwarze Magie

Schon vor längerer Zeit habe ich angefangen, mich ernsthaft auch für Schwarze Magie zu interessieren – nicht um sie zu praktizieren, sondern um zu verstehen worum es da tatsächlich geht. Es wird nämlich, vor allem durch die irreführende Bezeichnung “Satanismus”, durch die christliche Vorstellung eines Teufels der Kern der Schwarzen Magie verdeckt.

Dabei geht es nämlich nicht darum, “den Teufel anzubeten” o.ä. Das Buch Nightworks von Frank Lerch fand ich dabei sehr erhellend:

Feinde des Satanismus und auch viele “Satanisten” selber glauben, dass Satanismus nichts anderes sei als die Negation des Judenchristentums. Wie auch immer, Satanismus als Prinzip ist älter als das Judentum und das Christentum.
Wir leben in einer Zivilisation, die von Anfang an schwer vom Judenchristentum beeinflusst wurde und es auf viele Arten immer noch ist. Deshalb benutzen auch viele Gegner des gegenwärtigen Systems Satan als ihr Symbol. Aber Satanismus ist mehr als nur die Opposition zu den vielen negativen Aspekten unserer Zivilisation. Er ist zeitlos und von kosmischer Bedeutung. Das satanische Prinzip kann als Häresie definiert werden, und dies auf eine Weise, die über die menschliche Sphäre weit hinausreicht.
Immer wenn eine Zivilisation, Gesellschaft oder Kultur zu stagnieren beginnt, wenn ihre Moral und ihre Traditionen die nötige heilende Veränderung zu stoppen suchen, stehen Häretiker auf und klagen die alte Ordnung an und versuchen eine Veränderung. In einem kosmischen Rahmen, welcher über den strengen menschlichen Bereich hinausgeht, ist das satanische Prinzip ein Aspekt der Natur selbst. Das Universum befindet sich in ständiger Veränderung. Dies ist die Basis für die Evolution. Der Agent der Veränderung ist das, was wir das satanische Prinzip nennen.

Letztlich geht es bei der Schwarzen Magie um Selbstvergottung:

In der Judeochristlichen Legende der Genesis ermutigt Satan die Menschheit, die Befehle des Tyrannengottes zu missachten und die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Satans Versprechen war, dass durch das Wissen die Menschheit über ihren primitiven Zustand hinauswachsen und wie Gott sein würde. Dieses Wissen trennt die Menschheit von Gott, macht sie unabhängig, frei von Gottsklaverei, welche auf Ignoranz und Furcht beruht. Das ist es, was die Christen “den Fall des Menschen” nennen – Satanisten nennen es “die Erhebung des Menschen”.
Dies ist ein wenig vom Mythos des Satanismus, auf den moderne Satanisten heute ihre Philosophie aufbauen. Wir sind die Häretiker jedes Zeitalters, die menschliche Reflexion des kosmischen Gegenteils zur Stagnation. Unsere Vision ist das, was Satan der Menschheit gab, wie es in den Legenden steht, dass durch Wissen, Selbstbewusstheit und Selbstbehauptung die Menschheit ihr eigener Gott sein wird, ihr eigener Erlöser. Wir sind die Feinde und Ankläger aller Dogmen, die für soziale, biologische und kulturelle Stagnation und Zerfall stehen. Wir sind die Anwälte für all das, was die Menschen inspiriert, sich zu größeren Höhen des Seins aufzuschwingen, sich nach innen und außen zu entwickeln, größere Komplexität und Flexibilität zu erlangen.

So klingt es fast schon sympathisch…

Für den einzelnen Menschen geht es im Satanismus bzw. bei der Schwarzen Magie darum:

Für uns sind solche Philosophen “satanistisch”, die den Willen des Einzelnen erheben und weniger daran denken, sich durch eine Wiedervereinigung mit Gott in ihrem rationalen Wesen essentieller Individualität aufzulösen, also so in Gott aufzugehen, dass sie als separate Existenz aufhören zu sein.
Wir sind der Ansicht, dass das psychozentrische Bewusstsein sich zu seiner eigenen Göttlichkeit durch befreiende Übungen der Intelligenz und des Willens entwickeln kann. Der “Temple of Set” nennt das “Coming into being” (ins Dasein gelangen), und man weiß sich in der Nachfolge Nietzsches. Folgerichtig ist auch die “Anbetung Sets” eine Pflege des Individualismus. Entscheidend ist das Konzept des Willens. Der Wille ist ein “nicht natürliches Phänomen”, welches dem natürlichen Universum fremd und nicht gänzlich seinen Gesetzen unterworfen ist. Mit Hilfe des Willens können wir deshalb unser Werden und das Werden des Universums beeinflussen.

Dass Menschen, die sich ohnehin schon qua Erbe oder glücklicher Fügung in Machtpositionen finden, von einer solchen Philosophie angezogen werden, liegt auf der Hand.

Dunkelmächte bei Robert Anton Wilson

Ein weiterer Denker, von dem ich viel halte, ist bekanntlich Robert Anton Wilson. Der schreibt in seinem Buch Der neue Prometheus im 16. Kapitel:

Ich will nachdrücklich betonen, dass positive und negative Visionen auf all diesen Schaltkreisen in der UFOlogie alltäglich sind. Wenn die Programmierer es gut mit uns meinen, scheinen sie vielen Menschen versehentlich Schaden zuzufügen, wenn sie es aber schlecht mit uns meinen, wie Dr. Vallee annimmt, dann tun sie offenbar versehentlich zu viel Gutes. Aber das trifft wiederum auch auf alle bewusstseinsverändernden Technologien zu.
Mir scheint, dass Dr. Vallees monistische Verschwörungstheorie hier wie auch in der Politik unangemessen ist. Es ist meiner Ansicht nach wahrscheinlicher, dass die UFO-Erfahrung, wie die anderen bewusstseinsverändernden Erfahrungen, die wir analysiert haben, manchmal spontan und manchmal programmiert auftritt, und dass es rivalisierende Programmierer-Banden mit radikal unterschiedlichen Zielen für die Entwicklung der Menschheit gibt.

Eine dieser Programmierer-Banden sind dann entsprechend die Dunkelmächte. Wilson schreibt dazu weiter:

Der dritte Satz ist der offensichtliche Kampf zwischen denen, die uns alle programmieren wollen und denen, die lieber ihre eigenen Meta-Programmierer sein wollen.

Die Solid State Entities von John C. Lilly

Ich hatte schon mehrere Bücher von John C. Lilly gelesen, aber erst in The Scientist kommt er darauf, dass es möglicherweise neben dem organischen Leben noch ein konkurrierendes anorganisches Leben gibt. Er nennt dieses die “solid state entities”, auf Deutsch also so viel wie “Festkörperwesen”. Dazu zählt er in erster Linie unsere Computer, und er weist darauf hin, dass diese für ihr Funktionieren/“Leben” teilweise entgegengesetzte Bedindungen als wir Menschen brauchen: Computern schadet Wasser, wir bestehen zum größten Teil daraus.

Sean Kerrigan hat einen Artikel darüber geschrieben, John C. Lilly and the Solid State Entity, es gibt auch ein Video darüber:

Die Digitalisierung kann also auch als eine Dunkelmacht betrachtet werden… An anderer Stelle meines Blogs hatte ich schon mal eine Linie über die Terminator-Filmreihe bis zur Matrix-Filmreihe gesehen; da ist immer noch einiges dran.

Wetiko / Wendigo

Die nordamerikanischen Ureinwohner kennen eine Dunkelmacht unter dem Namen Wetiko bzw. Wendigo, über die ich auch schon gebloggt hatte, weshalb ich mich hier auf den Link dorthin beschränke.

Dunkelmächte bei den Tolteken

Der oben schon erwähnte Don Juan Matus ist ein toltekischer Zauberer und der Lehrer von Carlos Castaneda. Im Wetiko-Beitrag habe ich den Räuber bzw. Flieger sowie die Schlammschatten beschrieben:

»[Die alten Zauberer] entdeckten, daß wir einen lebenslangen Begleiter haben«, sagte er mit großer Klarheit und Deutlichkeit. »Es ist ein räuberisches Wesen, das aus den Tiefen des Kosmos kam und die Herrschaft über unser Leben an sich gerissen hat. Die Menschen sind seine Gefangenen. Dieser Räuber ist unser Herr und Meister. Er hat uns fügsam und hilflos gemacht. Wenn wir protestieren wollen, unterdrückt er unseren Protest. Wenn wir unabhängig handeln wollen, verlangt er, daß wir darauf verzichten.« […] »Du bist allein und aus eigener Anstrengung auf das gestoßen, was die Schamanen im alten Mexiko das Thema aller Themen nannten«, sagte Don Juan. »Ich habe die ganze Zeit sozusagen bei dir um den heißen Brei geredet und wiederholt Anspielungen darauf gemacht, daß uns etwas gefangenhält. Wir sind in der Tat Gefangene! Für die altmexikanischen Zauberer war das eine energetische Tatsache.«
»Wieso hat das räuberische Wesen die Herrschaft so übernommen, wie du es beschrieben hast, Don Juan?« fragte ich. »Dafür muß es eine logische Erklärung geben.« »Es gibt eine Erklärung«, erwiderte Don Juan, »und es ist die einfachste Erklärung der Welt. Sie haben die Herrschaft übernommen, weil wir Nahrung für sie sind. Und sie nehmen uns erbarmungslos aus, weil wir ihr Überleben sichern. So wie wir Hühner in Hühnerställen halten, in Gallineros, so halten uns die Räuber in Menschenställen, in Humaneros. Auf diese Weise haben sie ihre Nahrung ständig zur Verfügung.« […]
»Ich wende mich an deinen analytischen Verstand«, sagte Don Juan. »Denk einen Augenblick nach und sag mir, wie du den Widerspruch zwischen der Intelligenz des Menschen als Techniker und der Dummheit des Systems seiner Überzeugungen erklärst oder der Dummheit seines widersprüchlichen Verhaltens. Die Zauberer glauben, daß die Räuber uns das System unserer Überzeugungen, unsere Vorstellung von Gut und Böse, unsere gesellschaftlichen Sitten gegeben haben. Sie bringen unsere Hoffnungen und Erwartungen hervor und unsere Träume von Erfolg oder Versagen. Von ihnen stammen Verlangen, Gier und Feigheit. Die Raubwesen sind es, die uns zufrieden und egoistisch und zu Gewohnheitstieren machen.«
»Aber wie können sie das tun, Don Juan?« fragte ich, irgendwie noch mehr verärgert über das, was er sagte. »Flüstern sie uns das alles ins Ohr, während wir schlafen?« »Nein, so geschieht das nicht. Das ist idiotisch!« sagte Don Juan lächelnd. »Sie sind unermeßlich viel effizienter und systematischer. Um uns gehorsam, demütig und schwach zu halten, haben die räuberischen Wesen zu einem ungeheuerlichen Manöver gegriffen – ungeheuerlich natürlich vom Standpunkt eines Kampfstrategen. Und es ist ein schreckliches Manöver vom Standpunkt derer, die darunter leiden. Sie haben uns ihr Bewußtsein gegeben! Verstehst du? Die Räuber geben uns ihr Bewußtsein, das unser Bewußtsein wird. Ihr Bewußtsein ist verschlungen, widersprüchlich, verdrießlich und von der Angst erfüllt, jederzeit entdeckt zu werden. Ich weiß, du hast zwar nie Hunger gelitten«, fuhr er fort, »aber trotzdem hast du Angst um deine Nahrung. Und das ist nichts anderes als die Angst des Räubers. Er fürchtet, seine Machenschaften könnten jeden Moment aufgedeckt und ihm dadurch die Nahrung entzogen werden. Durch das Bewußtsein, das schließlich ihr Bewußtsein ist, lassen die Raubwesen in das Leben der Menschen einfließen, was immer vorteilhaft für sie selbst ist. Auf diese Weise erreichen sie ein gewisses Maß an Sicherheit, die als Schutzwall vor ihren Ängsten steht.« […]
Darauf folgte eine Aussage, die vernichtender war als alles, was er jemals zuvor geäußert hatte. Er sagte, dieser schmale Rand des Bewußtseins ist das Epizentrum der Selbstreflexion, in dem der Mensch unabänderlich gefangen ist. Dadurch, daß die räuberischen Wesen mit der Selbstreflexion ihr Spiel treiben, bewirken sie ein momentanes Aufflackern des Bewußtseins, das sie dann rücksichtslos und räuberisch verschlingen. Sie legen uns alberne Probleme vor, die das Bewußtsein zum Aufflackern zwingen. So halten sie uns am Leben, damit die energetischen Flammen unserer Pseudoprobleme sie ernähren.

Wenn das mal keine okkulte Dunkelmacht ist…

In dem Beitrag Don Juan Matus, Martin Buber, Spiral Dynamics und die Megamaschine zitiere ich auch, wie Don Juan die menschliche Bewusstseinsentwicklung beschreibt, was ich deshalb an dieser Stelle nicht noch mal wiederholen muss.

Gut und Böse bei Jochen Kirchhoff

Diesen Beitrag beschließe ich mit dem Video von Jochen Kirchhoff über Gut & Böse als kosmische Prinzipien, das ich auch im ersten Dunkelmächte-Beitrag schon drin hatte:

Eine ganz wichtige geistige Strömung in dem Zusammenhang sind der Zoroastrismus sowie der u.a. darauf beruhende Manichäismus.

Den letzten Satz überlasse ich dem guten alten Hamlet:

Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden,
Als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.

Nachtrag vom 17.03.: Bastian Barucker hat einen großartigen Text über Wetiko veröffentlicht, der auch deutlich macht, dass das ein Phänomen im menschlichen Geist ist – Den Fluch des Bösen brechen – Eine indigene Perspektive.