Besitztrance

Dass ich da nicht schon längst selber drauf gekommen bin – neben Opfer- und Schöpfertrance gibt es in unserer Kultur eine massenhaft verbreitete Besitztrance. Das Wort entstammt der Überschrift des 11. Kapitels von How Soon Is Now? (siehe auch den Beitrag Daniel Pinchbeck über die Befreiung der Liebe), wo er im Wesentlichen meinen Beitrag Ego, Schuld und Eigentum: Die Illusion des Getrenntseins in anderen Worten und mit Bezug auf Rousseau, Karl Marx, Oscar Wilde und Buckminster Fuller wiedergibt. Pinchbeck schreibt:

In einer Gesellschaft, die sich auf Eigentumsrechte gründet, fühlen sich die Menschen nicht sicher. Sie sind gezwungen, miteinander zu wetteifern – an des anderen Stuhl zu sägen und einander anzugreifen –, um zu Reichtum zu kommen oder diesen zu schützen. […] Wenn wir darüber nachdenken, können wir sehen, dass der Privatbesitz – ein mentales Konstrukt, das von Gesetzen und Polizeikräften geschützt wird – aus unserer Welt eine unfreie Welt gemacht hat. Eine Taube, eine Ratte und ein Eichhörnchen haben mehr Bewegungsfreiheit als ein Mensch, der, wo auch immer er hingehen will, auf Zäune und Mauern trifft. Diese Zäune und Mauern gibt es auch in uns. Wir verinnerlichen sie. Wahrscheinlich bleibt unsere Welt immer ungerecht und unfrei, bis wir das System abschaffen, das dem Schutz des Privatbesitzes Vorrang vor allen anderen Rechten gibt.

An dieser Stelle erinnere ich noch mal daran, dass das lateinische Wort privare ursprünglich berauben bedeutet. Proudhon hatte also vollkommen Recht mit seinem Satz “Eigentum ist Diebstahl”.

Was Pinchbeck übrigens mit keinem Wort erwähnt, ist das Commoning, das Gemeinschaffen. Dabei ist das genau das, was ihm vorschwebt.

Nachtrag vom 30.10.: Commonie: Lasst uns die Regeln ändern!