Freiheit statt Angst - Watching the watchers
Live aus der c-base in Berlin nach der Freiheit statt Angst-Demo: Heute ging es um den Schutz der Privatsphäre vor staatlicher & privat(wirtschaftlich)er Überwachung. Was da alles in der letzten Zeit beschlossen wurde & für die Zukunft geplant ist, kannst Du auf den Seiten des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung oder auch beim Bielefelder FoeBuD nachlesen. Als Termin merke Dir den 24. Oktober vor, da werden die diesjährigen Big Brother Awards verliehen.
Wie ich schon in meinem Beitrag zu Web 2.0 geschrieben hatte, bin ich kein Verfechter der starken Privatsphäre, ich sehe vielmehr im Sinne einer Keimform den Trend zu immer weitreicherenden Formen der Transparenz. Das Problem zur Zeit ist, dass die BürgerInnen/KonsumentInnen ziemlich einseitig transparent für Politik & Unternehmen werden, während wir umgekehrt noch völlig unzureichende Möglichkeiten haben zu beobachten, was Entscheidungsträger in Politik & Wirtschaft so treiben. Aus meiner Sicht ist das vorrangige Ziel einer Bewegung für Freiheit statt Angst, diese Asymmetrie auszugleichen. Ein Versuch, dieses Missverhältnis umzukehren, ist die Sousveillance-Bewegung, Leute die mit Kameras ausgestattet ihrerseits die gewohnten Überwacher überwachen.
Das Motto der Demo lautet ja “Freiheit statt Angst”. Von Lenin stammt der Spruch “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”. Daran halten sich auch heute noch Schäuble & der Bundestag. Ich hingegen sage, Vertrauen ist das Beste & Kontrolle beginnt immer dann, wenn jemand nicht mehr vertraut sondern aus Angst handelt (bzw. Gesetze erlässt).
Die technischen Möglichkeiten sind allerdings da & für die Masse der Bevölkerung erschwinglich, so dass eine Gesellschaft wie David Brin sie in The Transparent Society skizziert durchaus möglich ist. Die Vorstellung war am Anfang für mich auch gruselig - jedeR hat jederzeit die Möglichkeit alle anderen bei ihrem Tun zu beobachten. Das ist schon eine sehr andersartige Gesellschaft als wie wir sie gewohnt sind. Mir geht seit einigen Tagen ein Satz von Sabine Lichtenfels nicht mehr aus dem Kopf, den ich im genauen Wortlaut noch suchen & dann hier nachliefern werde. Sinngemäß geht es darum, dass wir in einem ganz tiefen Sinne nicht nur nichts zu verbergen haben, sondern sogar gar nichts verbergen können.
Letzten Endes hängt es immer von der Grundhaltung sich selbst & anderen Menschen gegenüber ab, egal ob Überwachungstechnologie verfügbar ist & eingesetzt wird oder man darauf verzichtet. In beiden Fällen können wir uns entscheiden zwischen Vertrauen oder Misstrauen/Angst. Ich wähle, wie auch aus dem Untertitel meines Blogs hervorgeht, Vertrauen.